Ararat

Ararat

[107] Arărat, der höchste Berg des russ. Armeniens an der rechten Seite des Araxes, südl. von Eriwan, ist ein einzeln stehender, ausgebrannter Vulkan, dessen höchster Gipfel 16,200 F. über dem Meere erhaben ist, doch beginnt die Schneeregion desselben erst in einer Höhe von 12,000 F. Er ist ringsum von nähern und entferntern Seen und Meeren umgeben und liegt in der Mitte eines Wüstenzuges, der fast ununterbrochen vom Ausflusse des Senegal bis zum Ostende der Wüste Gobi geht.

Auf der Spitze dieses Berges blieb bei der Sündfluth, nach Moses Erzählung, die Arche Noah's stehen, weshalb die Perser den Ararat Khu-Nuh, d.i. Berg des Noah, nennen; auch bezeigen ihm die Bewohner des Landes große Ehrfurcht, denn so oft sie seinen, gewöhnlich in Wolken und Nebel gehüllten Gipfel erblicken, bekreuzen sie sich und werfen sich zur Erde. Die Türken nennen ihn Agri-Dagh und die Armenier Macis. Am untersten Abhange desselben ist ein armseliges Kloster erbaut und an seinem Fuße wohnt ein rohes, abergläubiges, aber gastfreundliches Hirtenvolk. Der Gipfel des Ararat wurde, wahrscheinlich zum ersten Male, am 9. Oct. 1829 von dem Professor Parrot aus Dorpat in Begleitung von acht andern Personen erstiegen. Die größten Schwierigkeiten hierbei fanden sie da, wo die Schneeregion beginnt, indem sie vom ersten Tritte an, den sie auf dem gefrornen Schnee thaten, bis zur Spitze mit einer Hacke Löcher einhauen mußten, um die Füße darein zu setzen. Die Aussicht auf dem Gipfel über den unermeßlichen, durch tiefe, finstere Schluchten unterbrochenen Abhang hatte etwas Schauer Erregendes. Die Witterung war herrlich, sodaß die Reisenden die mondhelle Nacht auf diesen Eisgefilden zubringen konnten, ohne von der Kälte besonders zu leiden. Zum Gedächtniß seines Unternehmens stellte Parrot auf dem Gipfel des Berges ein fünf Fuß hohes eisernes Kreuz auf.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 107.
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