Arianer

[115] Ariāner und Athanasiāner waren die beiden Hauptvarteien, in welche die christliche Kirche im 4. Jahrh. wegen der Lehre vom Vater, Sohn und Geist sich theilte. Beide nannten sich nach ihren Häuptern, jene nach Arius, einem gelehrten griech. Kirchenlehrer zu Alexandria, gest. 336, diese nach Athanasius, der als Bischof daselbst starb. Während Arius behauptete, daß Christus von dem Vater vor allen Creaturen geschaffen, folglich ein Geschöpf, aber das erste, edelste, der Gottheit ganz ähnliche sei, lehrte Athanasius, daß der Sohn, aus dem Wesen des Vaters erzeugt, mit diesem gleiches Wesen sei. An ihren Streitigkeiten nahm sehr bald die ganze Kirche Antheil, ja es kam sogar zu blutigen und mörderischen Händeln, sodaß der Kaiser Konstantin zur Schlichtung derselben im I. 325 eine allgemeine Synode nach Nicäa berief. Hier war die Athanasianische Partei die mächtigere, setzte ein Glaubensbekenntniß auf, das nicäische oder Athanasianische genannt und verdammte Diejenigen, welche dasselbe anzunehmen sich weigerten. Arius setzte demselben ein anderes Glaubensbekenntniß entgegen, welches dem Kaiser so gefiel, daß nun die Athanasianer von ihren Ämtern vertrieben wurden. Nachdem bis ins 7. Jahrh. bald die eine, bald die andere Partei, je nachdem ihr die Kaiser gewogen waren, herrschend gewesen, verlor sich der Name Arianer, allein ihre Ansichten haben sich fort und fort in der christlichen Kirche erhalten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 115.
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