[145] Augereau (Peter Franç. Charl.), Herzog von Castiglione und Marschall von Frankreich, einer der gefeierten Generale der franz. Republik, geb. zu Paris 1757, war der Sohn eines Fruchthändlers. Nachdem er als franz. Grenadier, dann als neapolitan. Soldat, zuletzt als Fechtmeister in Neapel sich in den Waffen auf verschiedene Weise versucht, trat er 1792, als die neapolitan. Regierung die ihr verdächtigen Franzosen aus ihrem Gebiete wies, in die Dienste der franz. Republik. Seine Entschlossenheit und Tapferkeit führten ihn schon in drei Jahren durch alle die niedern Dienststufen bis zur Würde eines Brigadegenerals. Von der Armee der Pyrenäen ward er 1796 als Divisionsgeneral zur ital. Armee versetzt. Die Eroberung des Lagers der Piemonteser bei Ceva (16. Apr. 1796), das Erstürmen der Brücke von Lodi, sein kühner Widerstand, den er dem weit überlegenen Feinde bei Castiglione leistete, seine unermüdliche Thätigkeit in der Schlacht bei Arcole, wo er mit Bonaparte, die Fahne in der Hand, auf der mit Leichen bedeckten Brücke kühn dem mörderischen Feuer des östr. Geschützes sich entgegenstellte, brachten ihm unsterblichen Ruhm. Im J. 1797 mit den erbeuteten Fahnen vom Oberfeldherrn nach Paris gesandt, erhielt er am 18. Fructidor (4. Sept. 1797) durch sein entschlossenes Benehmen gegen die Anhänger des Königthums die sinkende Autorität des Directoriums fast allein aufrecht. Dessenungeachtet ward er nicht zum Mitgliede des Directoriums ernannt. Im J. 1799 in den Rath der Fünfhundert gewählt, gab er, mit Bonaparte, wie es schien, gespannt, sein Commando auf, ward aber von diesem sehr bald zum Oberbefehlshaber des franz.-batavischen Heeres ernannt und unterstützte mit diesem durch seine wohlberechneten Bewegungen Moreau bei seinem Feldzuge durch Schwaben und Baiern auf eine ausgezeichnete Weise. Im J. 1804 ernannte ihn der Kaiser zum Marschall und 1805 zum Großoffizier der Ehrenlegion. In der Schlacht bei Jena focht er mit Glück; unglücklich dagegen in der bei Eylau, wo er krank sich aufs Pferd hatte binden lassen, um commandiren zu können. Da er in dieser Schlacht sein Corps ohne Noth dem feindlichen Feuer ausgesetzt hatte, ward er von Napoleon nach Frankreich zurückgeschickt, erhielt jedoch 1811 den Oberbefehl über ein Corps in Spanien. Nach einigen für ihn unglücklichen Gefechten fiel er noch mehr indes Kaisers Gunst, ward zurückberufen und erst im Jul. 1813 mit der Bildung eines Armeecorps aus den aus Spanien zurückkehrenden Truppen beauftragt. Als Oberbefehlshaber desselben führte er dieses zur Schlacht bei Leipzig und bewies hier wahren Heldenmuth. Als aber Frankreich der Kriegsschauplatz geworden war, erschien er ganz verändert, zeigte sich unentschlossen, fast verzagt, zerstückelte seine Kräfte und steckte mit seiner Muthlosigkeit auch Andere an. Er war bestimmt, Lyon zu decken, ward jedoch von den Ostreichern geschlagen. In der Proclamation, in der er seinen Soldaten die Ankunft der Bourbons verkündete, sprach er sich sehr zu Gunsten derselben aus und ward deshalb, als Ludwig XVIII. den franz. Thron bestiegen hatte, zum Befehlshaber einer Division und zum Mitglied des Kriegsraths ernannt. Gleich bei der Rückkehr Napoleon's von Elba foderte er zwar seine Soldaten auf, sich unter des Kaisers siegreiche Adler zu stellen; doch dieser traute ihm nicht. Ney's Tod würde A. vielleicht haben verhindern können, wenn er sich mit dem Kriegsrath nicht für incompetent erklärt hätte, über ihn zu richten. Er starb am 12. Jun. 1816.