Baucis

[486] Baucis nennt eine Sage des Alterthums ein Ehepaar, welches in großer Dürftigkeit eine Hütte in Phrygien bewohnte und durch Zufriedenheit und gegenseitige Anhänglichkeit sich auszeichnete. Als Jupiter und Mercur jene Gegend einst in menschlicher Gestalt besuchten und mit ihrer Bitte um gastfreundliche Aufnahme mehrfach abgewiesen worden waren, fanden sie endlich bei diesen guten Leuten ein Unterkommen, Pflege und Bewirthung, so gut sie es geben konnten. Jupiter verwandelte dabei das Wasser im Kruge in Wein, woran Jene zuletzt bemerkten, daß ihre Gäste Götter sein müßten. Endlich wurden sie von denselben auf einen benachbarten Hügel geführt und sahen von dort weit und breit Alles unter Wasser, ihre Hütte aber in einen Tempel verwandelt. Vom Jupiter zu einer Bitte aufgefodert, wünschten sie nur, als Priester jenes Tempels zu leben und einst zu gleicher Zeit zu sterben. Beides ward ihnen gewährt und als sie eines Tages im hohen Alter vor der Thür des Tempels ihre Geschichte erzählten, wurde P. in eine Eiche, B. in eine Linde verwandelt, die noch lange als heilige Bäume vor jenem Tempel standen.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 486.
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