[256] Birmingham, die wichtigste Fabrikstadt in England mit 147,000 Einw., liegt in der Grafschaft Warwick auf einem Abhange am Ufer des kleinen Flusses Rea und zugleich am Birminghamkanale, der eine Verbindung zu Wasser mit den großen Hafenplätzen Liverpool und London vermittelt.
Die Stadt ist gut gebaut, enthält viel hohe, weitläufige Fabrikgebäude, welche aus dunkelrothen Mauersteinen aufgeführt, allein nach englischer Sitte nicht übertüncht sind. Dies, sowie der aus den zahlreichen Metallwerkstätten aufsteigende und fortwährend über der Stadt schwebende Rauch gibt ihr jedoch ein düsteres Ansehen. Von öffentlichen Gebäuden sind das Theater und die erst kürzlich im griech. Geschmack erbaute Stadthalle zu erwähnen, in welcher sich ein Concertsaal mit einer außerordentlich großen Orgel befindet. Auf dem hier abgebildeten Marktplatze ist die Bildsäule des Seehelden Nelson (s.d.) aufgestellt. Vor hundert Jahren war B. noch ein wenig bedeutender Ort, hatte etwa 20,000 Einw. und das einzige ansehnliche Gewerbe desselben war die Gerberei. Durch umsichtige Benutzung der benachbarten Eisen-und Steinkohlenminen und der Vortheile des Maschinenwesens erhob es sich seitdem zu einem Platze, welcher alle Welttheile mit den Erzeugnissen seiner Industrie versieht. Diese bestehen vorzüglich in vielerlei kleinen und geschmackvollen Artikeln von Eisen, Stahl, Messing, Kupfer, Blech, in Bijouteriewaaren, endlich in Waffen aller Art, Maschinen, besonders Dampfmaschinen, welche auch bei dieser ungeheuern Industrie die wichtigste Rolle spielen und mächtige Schmiedehämmer, Bohr-, Walz- und Streckwerke in Bewegung setzen. Mehre Orte in der Nähe der Stadt sind als Werkstätten derselben zu betrachten, namentlich das erst seit 1764 entstandene Soho, wo sich außer großen Fabriken [256] kurzer Waaren, Gießereien vom größten Umfange, in denen 200 Ctr. schwere Gegenstände auf einmal gegossen werden können, und so vollkommene Münzwerkstätten befinden, daß acht Knaben mittels Dampfmaschinen in einer Stunde zwischen 30–40,000 Stück Münzen prägen können. Daher läßt nicht nur die engl. Regierung hier ihre Kupfermünzen, sondern auch die ostind. Compagnie, amerikan. und andere Regierungen lassen alle ihre Münzen hier schlagen.