Blut

[270] Blut wird die rothe, klebrige, ein wenig salzig schmeckende Flüssigkeit genannt, die sich im Herzen und in den Puls- und Blutadern des thierischen Körpers vorfindet, denn nicht blos der Mensch, sondern auch Säugethiere, Vögel, Amphibien und Fische haben Blut. Den weißlichen Saft, welchen Insekten und Würmer anstatt des rothen Blutes besitzen, hat man weißes Blut genannt. Das Blut der Menschen und Säugethiere besitzt eine Wärme von 31–32° R., das der Vögel noch mehr, dagegen ist das der Amphibien und Fische weit weniger warm, weshalb letztere auch kaltblütige und die erstern warmblütige Thiere genannt werden. Das Blut ist zum Leben unerlaßlich, da ohne dasselbe weder Ernährung und Wachsthum noch Erhaltung des Körpers denkbar sind. Es führt nicht nur alle diejenigen Stoffe mit sich, welche die durch das Leben selbst verloren gehenden Bestandtheile des Körpers zu ersetzen bestimmt sind, sondern nimmt auch alle diejenigen auf, welche die Natur aus dem Körper geschafft wissen will und bringt sie nach den Ausscheidungs- und Reinigungsorganen; auch kann es als [270] der Quell der thierischen Wärme und aller thierischen Kräfte angesehen werden. Was es zur Erhaltung und zum Wachsthume des Körpers abgibt, wird durch den immer zufließenden, aus dem sogenannten Speisebrei bereiteten Milchsaft beständig von Neuem ersetzt. Bei erwachsenen Menschen beträgt die Menge des Blutes ungefähr 28–30 Pfund, ist aber je nach den Körperbeschaffenheiten und Gesundheitszuständen stets etwas verschieden. So lange das Blut naturgemäß im Körper umläuft, bleibt es flüssig und wohlgemischt, außerhalb des Körpers aber und nach dem Tode, ausgenommen bei Erhängten, Erstickten, Ertrunkenen, vom Blitze Erschlagenen und bei zu Tode gehetzten Thieren, gerinnt es und zersetzt sich in seine Bestandtheile. Es trennt sich dabei zunächst in das Blutwasser, eine gelbliche, klare, klebrige Flüssigkeit von salzigem Geschmacke und je nach Umständen von sehr verschiedener Menge, und in den Blutkuchen, eine schleimige, dicke Masse, die viel schwerer ist als jene und den eigentlichen Farbstoff enthält. Der Blutkuchen besteht aus den rothen Blutkügelchen und dem faserigen, durch Gerinnung der gerinnbaren Lymphe entstandenen Stoffe. Blutkügelchen und Faserstoff lassen sich durch Waschen voneinander trennen und letzterer ist im ungeronnenen Blute als durchsichtige, flüssige Lymphe enthalten, die sich unter manchen Umständen, z.B. bei Schwangern und an Entzündungskrankheiten Leidenden, in ungewöhnlicher Menge vorfindet. Die Blutkügelchen, außerordentlich kleine, kugelförmige Bläschen, haben ihren Namen von ihrer nur durch Vergrößerungsgläser wahrnehmbaren Gestalt und sind blos im lebenden Körper oder im frischgelassenen Blute vorhanden. Sie sind die am meisten ausgebildeten und schwersten Bestandtheile des Blutes, deren Verlust sich nur langsam wiederersetzt und geben der Blutmasse die erfoderliche Dicke und Schwere, um sie in den Gefäßen zu erhalten. Wiewol sie im Ganzen roth erscheinen, sind sie doch einzeln betrachtet nur von gelblicher Farbe; bei kräftigen und gesunden Menschen und Thieren ist das Blut daran reicher, als bei schwächlichen und durch Krankheit oder sonst erschöpften, daher das Blut der letztern auch von mehr farbloser und wässeriger Beschaffenheit ist. Bei dem werdenden Menschen im Mutterleibe ist vor der vierten Woche von rothem Blute nichts zu sehen, ebenso in dem bebrüteten Eie nicht vor der vierzigsten Stunde. – Blutumlauf heißt die vom Herzen ausgehende und wieder dahin gerichtete Bewegung des Blutes im thierischen Körper, die jedoch erst zu Anfange des vorigen Jahrh. durch den berühmten engl. Arzt William Harvey entdeckt worden ist. Die Schnelligkeit, mit welcher dieser Umlauf vor sich geht, ist außerordentlich und würde in der Nähe des Herzens beinahe 150 F. in der Minute betragen, wenn das Blut in grader Linie fortströmen könnte. Mit der Entfernung vom Herzen nimmt indessen die Geschwindigkeit ab. Der Blutumlauf ist gleichsam die Grundbedingung des Lebens, das mit der Aushörung desselben sein Ende nimmt, und die Adern (s.d.) sind es, in denen das Blut den Weg durch den Körper zurücklegt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 270-271.
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