[363] Calais, franz. Seestadt mit 9000 Einw. im Departement Pas de Calais und an der gleichnamigen Meerenge gelegen, die es von dem nur sechs Meilen entfernten, gegenüberliegenden Dover in England trennt, das man von dem, außer den mit Bäumen bepflanzten Wällen, zum gewöhnlichen Spaziergange dienenden rechten Hafendamme bei heiterm Wetter erblickt.
C. ist gut gebaut, hat eine starke Citadelle, einen gut vertheidigten, aber wenig tiefen Hafen, an dem eine Säule und ein in Erz gegossener Fußstapfen an Ludwig XVIII. am 24. Apr. 1814 hier erfolgte Rückkehr nach Frankreich erinnert, und ist einer der Hauptüberfahrtspunkte von und nach England, indem jährlich zwischen 20–30,000 Reisende hier anlangen und abgehen. Bei gutem Wetter erreicht man mit Dampfbooten die engl. Küste in zwei bis drei, mit gewöhnlichen Fahrzeugen in fünf bis sechs Stunden, bringt aber mit letztern manchmal auch halbe Tage darüber zu. Von öffentlichen Gebäuden zeichnet sich an dem schönen Paradeplatze das Rathhaus aus, wo unter Anderm der Luftballon aufbewahrt wird, mit welchem im Jan. 1786 der Luftschiffer Blanchard von C. nach England überfuhr; auch die Pfarrkirche, ein 1635 erbautes Thor und die Cisternen sind sehenswerth, die in Ermangelung öffentlicher Brunnen die Stadt mit Wasser versehen. Hauptnahrungsquellen der Stadt sind die vielen Durchreisenden, welche vortrefflich eingerichtete Gasthäuser dort finden; auch betreiben [363] die Einwohner den Wein- und Branntweinhandel, ferner Kabeljau- und Heringsfischerei und einige Seifen- und Strumpffabriken. Die Engländer eroberten C. 1347 nach einer 11monatlichen berühmten Belagerung und behaupteten es bis 1558, wo es als eine der letzten engl. Besitzungen auf dem Festlande wieder an Frankreich kam.