[692] Calais, 1) (spr. -lǟ) Seestadt im franz. Depart. Pasde-Calais, Arrond. Boulogne, liegt in einer Entfernung von 37 km Dover gegenüber, nahe der schmälsten Stelle des Kanals (Pas de C.), an dem hier mündenden Schiffahrtskanal von C. (von der Aa nach C. mit Abzweigung nach Guines und Ardres), ist Knotenpunkt an der Nordbahn und bildet mit der neuen. die ganze Stadt einschließenden Umwallung, der Zitadelle und vier detachierten Forts nebst vier Batterien eine Festung ersten Ranges.
Die Stadt besteht aus zwei, gegenwärtig durch den Binnenhafen getrennten Teiten, der früher allein von den Festungswerken umschlossenen Altstadt mit engen Straßen und einigen ältern Gebäuden, meist von flämischem Charakter, und dem südlich davon entstandenen, wesentlich der Industrie dienenden ausgedehnten Stadtteil St.-Pierre (bis 1885 selbständige Gemeinde). Die wichtigsten Bauwerke sind: die Hauptkirche Notre Dame, aus dem 15. Jahrh., mit schönem Hochaltar, die moderne Kirche St.-Pierre, das alte Rathaus mit[692] dem Belfried und dem danebenstehenden alten Wartturm (guet), das Hotel de Guise. Die Einwohnerzahl von C. betrug 1901: 54,727 (als Gemeinde 59,743). Dieselben betreiben lebhafte Industrie, namentlich in Baumwollen- u. Seidentüll (1840 Stühle, jährlicher Produktionswert ca. 120 Mill. Frank, 16,300 Arbeiter, meist Frauen); ferner Fabrikation von Telegraphenkabeln und Telephondrähten, Fahrrädern, Automobilen, Zucker, Zwieback, Bierbrauerei etc.; auch Schiffbau, Herings- und sonstige Fischerei ist bedeutend. Der Hafen, der durch einen von zwei Dämmen eingefaßten Kanal zugänglich ist, umfaßt mehrere Bassins, darunter den Vorhafen, zwei Flutbassins (bassin de l'Ouest und bassin Carnot) und den die Altstadt südlich abschließenden Binnenhafen. C. steht im lebhaftesten Verkehr mit England, insbes. mit Dover und London; nach Dover fahren täglich 34 Dampfer, und die Zahl der von England nach Frankreich und umgekehrt Überfahrenden beträgt jährlich zusammen über 300,000, die der angekommenen Schiffe 1900: 2131 mit 818,803 Ton. Schafwolle, Seiden- und Baum wollen waren, Holz, Eisenerz, Kohlen sind die wichtigsten Einfuhrartikel, Seiden-, Wollen- und Baumwollenwaren, Garne, Wein, Zucker, Metallwaren etc. die wichtigsten Ausfuhrgegenstände. Der Außenhandel hatte 1901 einen Wert von 335 Mill. Frank (Einfuhr 123 Mill., Ausfuhr 212 Mill., im Spezialhandel 54, bez. 143 Mill.). C. ist auch wichtig als Warenentrepot, hat ein Handelsgericht und eine Handelskammer, ein Collège, eine Handels- und Industrieschule, ein stark besuchtes Seebad und ist Sitz mehrerer Konsulate fremder Staaten, darunter auch eines deutschen Vizekonsuls. Von C. führen unterseeische Telegraphenkabel nach Dover und nach Jütland. Manche halten C. für den Portus Itius, von wo aus Cäsar nach Britannien überfuhr; doch ist das der westlich gelegene, jetzt versandete Hafen von Wissant. Im Mittelalter gehörte der Ort zur Grafschaft Boulogne und hieß bis ins 13. Jahrh. Scalus. Nach der Schlacht von Crecy belagerte Eduard III. 1346 C. und eroberte es 14. Aug. 1347. C. blieb im Besitz Englands bis 8. Jan. 1558, wo Franz von Guise die Stadt nahm. Seitdem erhielt das Gebiet der Stadt (Calaisis) oder die alte Grafschaft Oye nebst der angrenzenden Grafschaft Guines den Namen Pays reconquis und bildete eine eigne Unterstatthalterschaft der Picardie. Auf der Höhe von C. ward 29. Juli 1588 die spanische Armada zerstreut. Bei C. ward 21. Okt. 1639 die spanische Silberflotte durch Tromp fast vernichtet.
2) (spr. källis) Stadt in der Grafschaft Washington des nordamerikan. Staates Maine, am St.-Croix (Grenzfluß gegen Neubraunschweig), in dem die Flut bis hierher dringt, hat ein großes Stadthaus, Sägemühlen, Eisengießereien, Schiffswerften, eine Flotte von 10,000 Ton. und (1900) 7655 Einw.