Chouanerie

[421] Chouanerie ist der gemeinschaftliche Name für die von königlichgesinnten Bewohnern von Bretagne (s.d.), sowol während der franz. Revolution von 1789, in den Jahren [421] 1792, 1794–96 und 1799, als auch nach der Juliusrevolution von 1830 in den Jahren 1831–32, zu Gunsten der vertriebenen ältern Linie der franz. Bourbons unternommenen Aufstände. Die Theilnehmer an denselben hießen Chouans und sollen diesen Namen von einem gewissen Jean Chouan erhalten haben, welcher einst beim Einschwärzen des in Bretagne steuerfreien, in den angrenzenden franz. Provinzen damals aber hochbesteuerten Salzes ertappt worden war, und bei dieser Gelegenheit einen kön. Beamten verwundet hatte. König Ludwig XVI. begnadigte den zum Tode Verurtheilten auf persönliche Vorbitte der Mutter desselben, und als später die revolutionnairen Behörden Mannschaften zur Vertheidigung des Vaterlandes aus Bretagne verlangten, gab Jean Chouan, indem er mit seinen Genossen die deshalb abgeschickten Beamten unter dem Rufe: Hier ist Alles königlich! aus seinem Wohnort verjagte, das Beispiel zu dem nach ihm benannten Aufstande. Nach Andern rührt jener Name von dem fehlerhaft ausgesprochenen Worte chat-huant, zu deutsch Nachteule, einem Spitznamen der dortigen Schleichhändler, her, deren unredliches Gewerbe die Revolution durch Aufheben der franz. Provinzialverfassung zerstörte, und die sich nun zusammenrotteten, anfänglich raubten und plünderten und sich endlich dem Aufstand der Vendée (s.d.) anschlossen. Nachdem Ludwig XVIII. zur Regierung gelangt war, erhielten mehre ehemalige Anführer der Chouans noch ehrenvolle Belohnungen. Die letzten Aufstände wurden vorzüglich durch den persönlichen Einfluß der Herzogin von Berri (s.d.) veranlaßt und endigten mit der Verhaftung derselben.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 421-422.
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