Christoph [1]

[427] Christoph der Kämpfer, Herzog von Baiern, geb. 1449, jüngerer Bruder des regierenden Herzogs Albrecht IV. von Baiern-München, übte sich von Jugend auf, freilich mit Vernachlässigung seiner geistigen Bildung, in allen ritterlichen Leibesübungen so eifrig, daß er darin für unübertrefflich galt, und da er auch ein sehr streitbarer Fürst war, den Namen des »letzten echten Ritters« erhalten hat. Wie weit er es im Springen gebracht, bezeugen noch drei Nägel in der Mauer des kön. Schlosses zu München, von denen


Der erste zwölf Schuh hoch von der Erd,

Der Herzog Christoph Ehrenwerth

Mit seinem Fuß herab thät schlagen.


wie ein Gedenkvers besagt, und ebendaselbst wird als Denkmal seiner außerordentlichen Kraft ein großer, angeblich 340 Pf. schwerer, schwarzer Stein gezeigt, von dem eine Inschrift erzählt, daß im J. 1490 Herzog C.


Den Stein gehebt von freier Erd,

Und weit geworfen ungefehrd.


Als C. von seinem Bruder nicht die ihm eigentlich zustehende Theilnahme an der Regierung, sondern nur einige Güter und Burgen eingeräumt erhielt, befehdete er ihn und verheerte das eigne Land, daher Albrecht ihn eines Tages im Bade gefangen nehmen ließ, weil sich außerdem Niemand an ihn wagte. Er wurde auf die Altfeste nach München gebracht und erhielt erst nach drei Jahren auf Verwendung des Kaisers und der Stände die Freiheit wieder, rächte sich aber bald, indem er den Grafen Niklas von Abensberg, den Vertrauten Albrechts und letzten Sprossen jenes berühmten Hauses, der an C.'s Gefangenschaft großen Antheil hatte, auf der Straße nach Freising erschlug, wo noch ein Denkmal die Stelle bezeichnet. Als in Landshut bei der prächtigen Hochzeit Herzogs Georg von Baiern-Landshut mit einer poln. Prinzessin, ein riesiger poln. Ritter einen Wettkampf ausbot und Niemand ihn anzunehmen wagte, rettete C. die deutsche Waffenehre, indem er mit dem prahlerischen Fremdling turnirte und ihn so unsanft vom Rosse stieß, daß er nach wenig Tagen starb. Vorzüglichen Kriegsruhm erwarb er auch unter König Matthias von Ungarn gegen die Türken und bei andern Kämpfen, z.B. als Kaiser Maximilian die Ungarn bekriegte, wo C. beim Sturme auf Stuhlweißenburg zuerst von der erstiegenen Mauer in die Stadt sprang und das Thor öffnete. Als Herzog Albrecht die Vorrechte des Adels beschränkte, trat C. wider ihn an die Spitze des zum Schutze der adeligen Rechte und Freiheiten gestifteten Löwenbundes, der sich aber nicht lange halten konnte. Darauf unternahm der unruhige C. mit andern Fürsten und Rittern eine Reise ins gelobte Land, starb aber während der Rückkehr von dort im J. 1493 auf der Insel Rhodus.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 427.
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