Chronische

[429] Chronische, d.h. langwierige Krankheiten, heißen diejenigen, welche sich langsam entwickeln und meist lange dauern, im Gegensatze zu den sogenannten acuten, d.h. hitzigen und raschverlaufenden, zu denen man ehemals jede Krankheit rechnete, die innerhalb 40 Tagen ihr Ende erreichte, dagegen aber die, welche über den 40. Tag hinaus dauerten, zu den chronischen zählte. Dies bleibt jedoch durchaus unstatthaft, indem nicht sowol die zeitliche Dauer, als vielmehr die Art der Entwickelung, der Verlauf und Charakter der Krankheit die Entscheidung darüber bedingen, außerdem aber auch Krankheiten, die länger als 40 Tage dauern, zuweilen dennoch zu den acuten und umgekehrt solche, die vor dem 40. Tage aufhören, ihrer Natur nach zu den chronischen gezählt werden müssen. Wenn die chronischen Krankheiten in der Mehrzahl der Fälle weniger überraschende und auffallende Beispiele von der Heilkraft der Natur darbieten, so sind sie dagegen der eigentliche Probierstein der ärztlichen Kunst, und ihre Heilung eine beiweitem schwerere Aufgabe für den Arzt als die der acuten. Zuweilen entwickeln sie sich aus den letztern, oft aber auch ohne Vorausgang dieser in Folge erblicher Anlage, fehlerhafter Lebensweise, durch Ansteckung u.s.w., und beruhen vorzüglich auf krankhaften Zuständen der Ernährung und des Nervenlebens.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 429.
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