Cramer [1]

[482] Cramer (Joh. Andr.), Kanzler der Universität Kiel, geb. im Jan. 1723 zu Jöhstadt bei Annaberg im sächs. Erzgebirge, hat sich als einer der ersten Kanzelredner, als Dichter und durch Mitwirkung zur Verbreitung des bessern Geschmacks in der deutschen Literatur viel Verdienst erworben. In Leipzig, wo er als Sohn eines armen Predigers während seiner Studienzeit für seinen Unterhalt selbst sorgen mußte, half er mit Joh. Elias Schlegel, Gellert, Klopstock, Rabener und Andern jenen Dichterverein gründen, der durch Herausgabe der »Bremischen Beiträge« den deutschen Geschmack zu bilden suchte, zu denen C., sowie zu der Sammlung der vermischten Schriften der Verfasser der »Bremischen Beiträge«, fleißig beisteuerte. Nachdem er 1745 angefangen, selbst Vorlesungen zu halten, seit 1748 aber als Pfarrer in Kröllwitz zwischen Halberstadt und Magdeburg und seit 1750 als Hofprediger in Quedlinburg gewirkt hatte, folgte er 1754 dem durch Klopstock's Vermittelung empfangenen Rufe als Oberhofprediger und Consistorialrath nach Kopenhagen, wo er sich durch seinen edlen und gemeinnützigen Charakter die allgemeinste Achtung und den ehrenvollen Zunamen »der ganz Gute« erwarb, jedoch in Folge der Unruhen, welche das Verderben des Grafen Struensee und der Königin Mathilde herbeiführten, 1771 als Superintendent nach Lübeck ging. Schon 1774 ward er aber von dort als Prokanzler und erster Professor der Theologie nach Kiel berufen, wo er als Kanzler und Curator der Universität im Jun. 1788 starb. Von seinen zahlreichen theologischen, historischen und dichterischen Schriften mag hier der »Poetischen Übersetzung der Psalmen« (Lpz. 1762–64, 4.), seiner trefflichen »Biographie Gellert's« (Lpz. 1774) und seiner Gedichte gedacht werden, unter denen die Oden und geistlichen Lieder besonders Auszeichnung verdienen und die gesammelt in 3 Bdn. (Lpz. 1782–83) erschienen sind, wozu sein Sohn aus C.'s Nachlasse einen vierten (Lpz. 1791) herausgab.