Dinkel

[569] Dinkel (der), Spelt oder Korallenweizen ist eine Art Weizen (s.d.), die sich vom gewöhnlichen durch minder hohe und stärkere Halme und so festes Verwachsen der Körner mit der Hülse unterscheidet, daß sie davon nicht durch bloßes Dreschen, sondern nur auf besondern Mühlen getrennt werden können, was das Gerben genannt wird. Es gibt Sommer- und Winter-, weißen und rothen Dinkel, der beim Reisen sich röthet und keine Grannen hat; der ergiebigste ist jedoch der Winterdinkel, welcher in Frankreich, in der Schweiz und im südl. Deutschland häufig statt Weizen gebaut wird, mit dessen Behandlung auch die des Dinkels [569] im Allgemeinen übereinkommt. Letzterer gibt jedoch auf einem für Weizen nicht hinreichend kräftigen, zu leichten, zu trockenen und selbst in sehr feuchtem Boden einen höhern Ertrag, saugt den Boden weniger aus, fodert weniger Rücksicht auf die Vorfrucht und kann selbst mehre Jahre auf denselben Acker gesäet werden, wenn derselbe etwas frische Düngung erhält, welche der Dinkel gut verträgt, der auch dem sogenannten Honigthau und dem Brande weniger ausgesetzt ist. Dagegen fodert er etwas mehr Sonne und Wärme als der Weizen und würde daher im nördl. Deutschland nur in geschützten Lagen gedeihen; die Saat muß ferner gut untergebracht und da sie viel Feuchtigkeit zum Keimen braucht, vorher eingeweicht, sowie im Frühjahr, wenn sie üppig wächst, geschröpft werden, was man in den Gegenden, wo viel Dinkel gebaut wird, davon Dinkeln nennt. Auf gleichem Flächenraume und Boden gibt der Dinkel einen gleich großen Ertrag von Nahrungsstoff wie Weizen, sein Mehl ist aber weißer und seiner, erhält zur Benutzung in der Küche und zu seinem Backwerk den Vorzug vor jedem Andern und gibt das in ganz Europa bekannte sogenannte frankfurter und nürnberger Kraftmehl. Brot aus Dinkel soll indeß zu spröde ausfallen, er wird daher mit anderm Getreide zum Brotbacken vermischt, außerdem aber zu Stärke, zum Bierbrauen, Branntweinbrennen, zu Graupen u.s.w. benutzt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 569-570.
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