Dualismus

[605] Dualismus heißt ein System, welches in irgend einer Beziehung doppelte Principien annimmt, daher diejenige Ansicht in der Philosophie oder Theologie, welche zwei getrennte, voneinander unabhängige Grundstoffe oder Grundursachen aller Dinge als wirklich vorhanden aufstellt. So in der Philosophie das Sein und das Wissen, der Geist und der Körper und in der Theologie ein gutes und ein böses Grundwesen aller Dinge, welche von Ewigkeit her im Streite liegen. Dem entgegengesetzt ist diejenige Ansicht, welche nur einen Grundstoff annimmt, indem Alles nur Geist oder Alles nur Materie sei, oder beides nur verschiedene Seiten eines und desselben Grundstoffs. Mehre alte Religionen und auch einige christliche Kirchenparteien sind auf den Dualismus gegründet, indem sie zwei ewige Grundwesen und Grundursachen alles Vorhandenen annehmen. Dahin gehören: die Lehre des Zoroaster (s.d.) vom guten und bösen Gotte, Ormuzd und Ahriman; die Ansichten der Manichäer, ja selbst die Lehre vom Teufel, insofern dieser Einfluß und Wirksamkeit auf die Welt und ihren Gang hat, ist, als ein Glaube an eine doppelte schaffende Kraft in der Natur der Dinge, ebenfalls eine dualistische Meinunung.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 605.
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