Egmont

[624] Egmont (Lamoral, Graf v.), geb. 1522 aus einer der edelsten holländ. Familien, stand gleich seinem Vater in hohen Ehren bei Kaiser Karl V. den er 1541 auf dem Zuge nach Afrika begleitete und wichtige Dienste leistete und der ihn zum Gouverneur von Flandern und Artois und Ritter des goldnen Vließes ernannte. Der Glanz seiner Familie nahm durch E.'s Vermählung mit der Herzogin Sabina von Baiern noch zu, mit welcher er drei Söhne und elf Töchter zeugte. Die glänzendste Zeit dieses ritterlichen Mannes fällt jedoch in die Jahre 1557 und 1558, wo er als General der Reiterei zu den Siegen über die Franzosen bei St.-Quentin und Gravelingen das Meiste beitrug. Nachdem aber Philipp II. von Spanien die schon von Karl V. gegen die Ketzer in den Niederlanden gegebenen Gesetze erneuerte und schärfte, nahm auch E. an dem allgemeinen Misvergnügen der Häupter des Adels lebhaften Antheil und der Prinz von Oranien, E. und Graf Hoorne suchten der Verletzung der von Philipp beschwornen Verfassung kräftig zu wehren. Sie drangen namentlich auf die Abberufung des Cardinals Granvella, des Hauptrathgebers der Statthalterin Margarethe von Parma, verließen ihre Plätze im Staatsrathe und nahmen sie erst nach dessen erfolgter Abberufung wieder ein. Aber die Partei des Cardinals blieb zurück, die Unzufriedenheit dauerte fort und E. wurde deshalb nach Madrid geschickt, um dem Könige wegen der Religionsfreiheit Vorstellungen zu machen. Philipp nahm ihn mit großer Auszeichnung auf, entließ ihn mit einem Geschenk von 50,000 Gulden, erklärte aber, daß er die Glaubensedicte nie zurücknehmen würde, und da zugleich die Gesetze gegen die Ketzer geschärft wurden, so verließen Oranien und andere Häupter des Adels den Staatsrath, nur der gutmüthige E., der von Jedem das Beste glaubte und durch des Königs Freundlichkeit bestochen war, schwankte noch und bot Alles auf, beide Theile zur Mäßigung zu bewegen. Aber die erneuerten gewaltsamen Maßregeln der Statthalterin gegen die Evangelischen verdarben Alles wieder und Erstere, wie Philipp glaubten noch dazu, daß E. und die Andern insgeheim die Widersetzlichen aufgemuntert hätten. Darum war der von E. jetzt und früherhin geleisteten Dienste ungeachtet dessen Untergang beschlossen, obgleich E. auch den durch die Statthalterin von den Häuptern des Adels verlangten Eid, den katholischen Glauben befördern und die Ketzerei nach Kräften ausrotten zu wollen, unbedenklich leistete, während Viele ihn verweigerten, sich entfernten und das Land verließen, als Herzog von Alba an der Spitze eines Heers sich näherte, um die kön. Befehle zu unterstützen. Vergebens drang Oranien in seinen Freund E., sich mit ihm zu retten; der offene, lebensfrohe Mann konnte sich nicht von Philipp's Verstellung überzeugen und blieb. Am 22. Aug. 1567 rückte Alba mit den Spaniern in Brüssel ein und schon am 9. Sept. wurden E. und Graf Hoorne gefangen gesetzt, des Verbrechens der beleidigten Majestät angeklagt, dann zum Tode verurtheilt und beide Unschuldige am 5. Juni 1568 vor dem Rathhause in Brüssel hingerichtet, was der ehemaligen Geliebten E.'s, Johanna Lavil, vor Schmerz auf der Stelle das Leben kostete.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 624.
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