Galerie

[133] Galerie oder Gallerie heißt in der Baukunst jedes Zimmer, welches eine wenigstens dreimal größere Länge als Breite hat. Solche gangartige Gemächer dienen theils zur Verbindung verschiedener Zimmerabtheilungen, theils werden sie angelegt, um Kunstgegenstände, namentlich Gemälde darin aufzustellen, wozu zunächst der Umstand Veranlassung gegeben haben mag, daß derartige Räume in der Regel nur in der Vorderwand mit Fenstern versehen sind und diese daher ein für Gemälde vortheilhaftes Licht auf die nahe gegenüberstehende Rückwand werfen. Man hat dann im Algemeinen Galerie jede Gemäldesammlung genannt, die Gemälde mochten in gangartigen Zimmern aufgestellt sein oder nicht. Solche Gemäldesammlungen gewähren, wenn sie gute und viele mit Geschmack und Kenntniß geordnete und aufgestellte Kunstwerke besitzen, nicht allein einen hohen Kunstgenuß, sondern dienen auch vorzüglich dem Künstler und Kunstfreunde zum fruchtreichen Studium; er sieht die ausgezeichnetsten Muster vor sich, lernt die Vollkommenheiten der verschiedenen Schulen beurtheilen und schätzen und kann interessante Beobachtungen über das Fortschreiten der Kunst, über den wechselnden Geschmack der verschiedenen Zeiten u.s.w. machen. Schon die Alten legten Gemäldegalerien an, und namentlich waren sie ein Gegenstand des Luxus bei den röm. Großen. Rom, Neapel, Paris, Dresden, München, Wien und Berlin haben gegenwärtig die ausgezeichnetsten Gemäldegalerien, welche zum Theil Staatseigenthum und dem gebildeten Publicum geöffnet sind. Man hat Galerie auch in noch ausgedehnterer Bedeutung gebraucht, indem man nicht nur Sammlungen von Kupferstichen, sondern auch beschreibende naturwissenschaftliche und historische Werke Galerien betitelt hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 133.
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