[191] Georginen sind aus Mexico stammende perennirende Gewächse, welche im Spätsommer und im Herbste mit ihren großen verschiedenfarbigen Blumen unsere Gärten schmücken. Cavanilles nannte diese Gewächsgattung Dahlia; da aber bereits eine andere Gattung diesen Namen führte, so gab ihr Willdenow den Namen Georgina. Diese Gattung gehört in die Familie der zusammengesetzt-blütigen Gewächse, bei denen die Blume aus einer Menge einzelner Blüten besteht, gleichsam ein Körbchen mit vielen Blütchen ist. Die außen am Rande strahlenförmig ausgebreiteten, verschieden gefärbten Blätter einer einfachen Georgine sind eben sowol vollständige einzelne Blüten, als es die sind, welche in der Mitte als kleine gelbe Röhrchen mit einem fünftheiligen Saume sich vorfinden. Wenn durch Cultur und Üppigkeit des Wachsthums die innern Blütchen sich gleichfalls in solche breitere blattartige umändern, als die äußern sind, so entstehen die prächtigen gefüllten Georginen, die aber keinen Samen tragen. So groß auch die Mannichfaltigkeit der Färbung ist, in welcher die Blumen erscheinen, denn man kennt gegen 1000 Abänderungen vom reinsten Weiß bis zu gelb, scharlach, karmin, dunkel purpurroth, braun u.s.w., so hat man doch bisjetzt noch nicht eigentlich blaue, schwarze oder grüne Blüten erzogen. Da die aus bündelartig vereinigten Knollen bestehende Wurzel unsere Winter im freien Lande nicht ertragen kann, so nimmt man sie im Herbste aus dem Boden, legt sie in trockenen Sand und bewahrt sie am besten in lustigen Kellern auf. Die Vermehrung bereits vorhandener Abänderungen geschieht durch die Theilung der Knollen, deren jeder zu einer selbständigen Pflanze wird. Neue Abänderungen werden erzeugt, wenn man den Blütenstaub verschiedener Blumen auf die Narben anderer bringt, was man am besten mittels eines Pinsels thun kann; man nennt dies Verfahren das Kreuzen. Der dadurch entstehende Same gibt in den gewöhnlichen Fällen Pflanzen, die hinsichtlich ihrer Blumen von den älterlichen verschieden sind. Außer den bereits genannten beiden Arten der Vermehrung und Fortpflanzung verfährt man auch noch auf die Weise, daß man von den Knollen, die mit zu vielen Keimen versehen sind, ein kleines Stückchen mit dem Keime weg- oder ausschneidet. Pflanzt man das Weggeschnittene in Töpfe oder Mistbeete, so erhält man schnell Vermehrung. Endlich kann man sich auch des Pfropfens bedienen, indem man junge Zweige, bevor sie noch inwendig hohl werden, so abschneidet, daß sie einen von der Rinde des Astes oder Stammes, auf dem sie saßen, gebildeten kleinen Fuß erhalten. Darauf schneidet man ein passendes Stück von einem jungen und gefunden Knollen los, paßt die Schnittflächen aufeinander und umwickelt sie mit einem schwachen wollenen Faden. Hierauf setzt man sie so in Töpfe, daß die Schnittwunde einen Zoll und darüber unter die Erdoberfläche zu stehen kommt. Dieses Verfahrens bedient man sich besonders bei seltenen Abänderungen, wo die Wurzel aus wenigen Knollen besteht und doch eine vielfältige Vermehrung gewünscht wird.