Gottsched

[255] Gottsched (Joh. Christoph), geb. 1700 in der Nähe von Königsberg in Preußen, bezog in einem Alter von 14 Jahren bereits die Universität Königsberg und kam 1724 nach Leipzig, wo er anfangs als Hauslehrer lebte, bald aber mit Glück als akademischer Lehrer auftrat und Beförderung fand, indem er 1734 ordentlicher Professor der Philosophie wurde. Er hat sich unleugbare Verdienste um die Ausbildung der deutschen Literatur erworben, indem er als Muster das Studium der alten Schriftsteller und der Franzosen empfahl und gegen manche Geschmacklosigkeit kräftig zu Felde zog. Doch schlug er selbst eine höchst einseitige Richtung ein und verfolgte diese mit der schwerfälligsten Pedanterie und lächerlichem Hochmuth, sodaß ihm, nachdem er einige Zeit den Alleinherrscher im Gebiete des guten Geschmacks gespielt, die junge kräftig aufstrebende deutsche Literatur über den Kopf wuchs. Er selbst war in seinen Schriften höchst schwerfällig, ohne alle Poesie und langweilig-nüchtern, und um so leichter wurde es seinen Gegnern, ihn in der Achtung des Publicums herabzusetzen, sodaß sein Name fast sprüchwörtlich zur Bezeichnung eines hochmüthigen und geschmacklosen Pedanten geworden. ist. Seine Gattin, die Tochter des kön. poln. Leibarztes Kulmus, mit der er sich 1735 vermählt hatte, war eine ausgezeichnet gebildete, ja gelehrte Frau und schrieb anziehender als ihr Mann. Sie starb 1762 und bald darauf, 1766, auch ihr Gemahl.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 255.
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