Heizung

[366] Heizung (die) besteht in der künstlichen Erwärmung eingeschlossener Räume und geschieht auf zwei wesentlich verschiedene Arten, entweder indem man Stoffe verbrennt, sodaß die bei der Verbrennung (s.d.) sich entwickelnde Wärme benutzt wird, oder indem man bereits künstlich oder natürlich erwärmte Stoffe in den zu erwärmenden Raum bringt, in welchem Falle die warmen Stoffe an die kältere Luft im eingeschlossenen Raume Wärme abgeben. Die erste Art der Heizung geschieht auf Herden, in Öfen oder Kaminen und man bedient sich zu derselben namentlich des Holzes, der Kohlen und des Torfs, außerdem aber gelegentlich noch vieler anderer Brennmaterialien. Die zum Verbrennen bestimmten Holzarten werden in weiche und harte unterschieden, jene brennen im Allgemeinen leichter und schneller, diese schwerer und langsamer. Da aber die harten Hölzer verhältnißmäßig in einem kleinern Raume mehr Brennstoff enthalten, so geben sie auch eine um so größere Wärme und man braucht von ihnen zur Heizung verhältnißmäßig geringere Quantitäten, als von den weichen Hölzern. Besonders leicht brennen harzige Hölzer, die meist weiche Holzarten sind. Das Flößholz hat durch den längern Aufenthalt im Wasser einen großen Theil seiner Harze verloren, da es nun zugleich weiches Holz zu sein pflegt, so brennt es zwar schnell, aber gibt verhältnißmäßig nur sehr wenig Wärme. Wie das Holz, so sind auch die Holzkohlen verschieden, und überdies kommt bei diesen noch ihr größerer oder geringerer Feuchtigkeitszustand in Betracht. Trockene Kohlen glühen nur, etwas feuchte haben eine kleine bläuliche Farbe und solche, welche zu viel Wasser eingesogen und die man daher »ersoffene« Kohlen nennt, brennen gar nicht. Man muß sie erst austrocknen. Die Holzkohlen geben eine sehr gleichmäßige und starke Hitze, sind jedoch zur gewöhnlichen Zimmerheizung zu kostspielig. Mit wenig Flamme brennen auch die Steinkohlen, welche man in harzige (Schwarz- und Braunkohlen) und in harzlose (Glanzkohlen, Anthracit) eintheilt. Die sogenannte Kandiekohle ist harzig und brennt mit sehr heller Flamme ohne Rückstand. Da den Kohlen erdige und thonige Stoffe in verschiedenen Quantitäten beigemengt zu sein pflegen, so ist ihre Nutzbarkeit als Brennmaterial sehr verschieden. Ein ausgezeichnetes Brennmaterial sind die Koaks oder gebackenen Steinkohlen, welche in verschlossenen Räumen ausgeglühte und zusammengeschmolzene Steinkohlen sind. Sie sind leichter als Steinkohlen, brennen schneller bei geringerm Luftzuge und geben verhältnißmäßig eine stärkere Glut. Beiweitem weniger Hitze gibt der Torf, der jedoch langsam und gleichmäßig verbrennt, und mehr als gewöhnliche Steinkohle leistet Torfkohle, welche man durch Verkohlung des Torfs in verschlossenen Räumen gewinnt. Da die Heizung eins der nothwendigsten und zugleich, besonders in manchen Gegenden, kostbarsten Lebensbedürfnisse der Menschen ist, so hat man ein besonderes Augenmerk auf mögliche Ersparung bei derselben, d.h. auf Vermeidung jeder unnützen Verschwendung an Brennmaterial und an erzeugter Wärme gerichtet. Brennmaterial wird unnütz namentlich dann verschwendet, wenn die Verbrennung mangelhaft geschieht und im Rauche viele noch unverbrannte Bestandtheile fortgeführt werden. Man muß daher besorgt sein, daß hinlänglich Luft dem Feuer zuzieht, denn diese ist es, welche die Verbrennung allein möglich macht, und je stärker der Luftzug ist, desto gewaltsamer und vollständiger geschieht die Verbrennung. Ein allzu starker Zug treibt aber auch die am Feuer erwärmte Luft schnell mit dem Rauche fort, noch ehe eine Verbreitung der Wärme in dem zu heizenden Raume geschehen, und man leidet also in diesem Falle Verlust an Wärme. Ein solcher findet auch statt, wenn die zu heizenden Räume schlecht verwahrt sind und daher die kältere[366] äußere Luft Zutritt hat, in welchem Falle die erzeugte Wärme sich sehr schnell vermindert, indem fortwährend kalte Luft eintritt und erwärmte abzieht. Die Anlegung der Öfen beruht namentlich auf dem Geschick, eine solche Einrichtung hervorzubringen, bei welcher die Schnelligkeit der Verbrennung hinreichend geschehe und doch mit der unvermeidlichen Wärmeableitung in möglichst günstigen Verhältnissen stehe.

Zu der zweiten der oben angeführten Arten der Heizung gehört vorzüglich die Luftheizung, welche darin besteht, daß durch Röhren erwärmte Luft in die zu heizenden Räume eingeführt wird, welche sich in diesen ausbreitet und der schon in ihr enthaltenen kältern Luft theils von ihrer Wärme mittheilt, theils dieselbe austreibt. Schon bei den alten Römern und auch im Mittelalter war diese Art von Heizung bekannt, doch hat dieselbe ausgedehntere Anwendung erst in neuerer Zeit wieder gewonnen. Man wendet dieselbe besonders zur Heizung ganzer Gebäude an. Es wird nämlich ein nicht zu großer feuerfester und durchaus wohlverwahrter Raum, dessen Wände so eingerichtet sind, daß sie so wenig als möglich Wärme nach außen ableiten, durch einen großen, mitten in ihm stehenden, gewöhnlich gußeisernen Ofen sehr stark geheizt. Aus diesem Raume, der Heizkammer, gehen nun nach allen Seiten Kanäle ab, welche in die zu erwärmenden Zimmer u. dgl. führen. Sie bestehen aus Röhren, oder im Mauerwerk ausgesparten Kanälen, in denen sich die erwärmte Luft fortbewegt, weil sie durch die Wärme selbst ausgedehnt wird. Da auf diese Weise fortwährend Luft aus dem Heizraume abgeleitet wird, so muß er auch Zutritt von neuer kälterer Luft haben, und ebenso müssen in den zu erwärmenden Zimmern Kanäle angebracht sein, welche die kältere Luft abführen, damit für die eintretende warme Luft Platz werde. Man sucht nun, um an Brennmaterial zur Erhitzung der Luft im Heizraume zu sparen, eine derartige Circulation der Zimmerluft herzustellen, daß die Luft aus den Zimmern, nachdem sie sich an den Wänden allmälig abgekühlt, in den Heizraum geführt, hier erwärmt und nun abermals in die Zimmer geleitet werde. Es sind daher in den Zimmern, welche durch Luft geheizt werden, gewöhnlich drei Öffnungen, welche, um die Temperatur reguliren zu können, mit Schiebern verschließbar sind. Eine dieser Öffnungen führt warme Luft ein, eine andere führt kalte Luft nach der Heizkammer zurück und eine dritte setzt die Luft im Zimmer mit der äußern Luft in Verbindung. In der Heizkammer kommen alle Kanäle zusammen, und überdies ist auch sie durch eine verschließbare Öffnung mit der atmosphärischen Luft in Verbindung.

Sehr ähnlich der Luftheizung ist die Dampfheizung. In einem großen Kessel wird Dampf erzeugt und durch Kanäle durch die zu heizenden Zimmer geführt. Diese Kanäle dürfen sich jedoch nicht in den Zimmern öffnen. Bei der Abkühlung nämlich verwandelt sich der Dampf in Wasser und wird in die Dampfkessel zurückgeleitet. Die Luft der Zimmer erwärmt sich an den heißen Dampfröhren, welche noch überdies in metallene wohlverwahrte Öfen in den Zimmern geleitet werden können. Die Dampfheizung eignet sich vorzugsweise zur Heizung von Gewächshäusern, Badestuben und dergl. Hier kann es auch von Nutzen sein, zu Zeiten den Dampf selbst auszulassen und es müssen zu diesem Zwecke verschließbare Öffnungen angebracht sein. Bei der Dampfheizung ist, wenn anders der Apparat, in welchem der Dampfkessel geheizt wird, gut verwahrt ist, alle Feuersgefahr vermieden. Dagegen kann in dem Falle, daß man sich Dampfes von starker Spannung (s. Dampf) bedient, leicht eine gefährliche Explosion stattfinden; solches Dampfes pflegt man sich aber zu bedienen, weil die Dämpfe bei größerm Drucke eine höhere Temperatur annehmen.

Mit Vortheil hat man sich statt der Dampfheizung in neuester Zeit einer Heizung mit warmem Wasser bedient. Da in einem über einem Feuer stehenden Gefäß voll Wassers das am stärksten erwärmte Wasser stets nach oben steigt, so ist die Einrichtung eines derartigen Heizapparats sehr einfach. Aus dem mit Wasser gefüllten Kessel, unter dem das Feuer angemacht wird, gehen zwei Röhren in verschiedener Höhe durch den zu heizenden Raum in horizontaler Richtung und münden in ein oben offenes oder nur leicht verschlossenes Gesäß. Wird nun das Wasser im Kessel erwärmt, so fließt das warme Wasser durch die obere Röhre nach jenem Gefäß, während das erkaltete Wasser aus dem Gefäß durch die untere Röhre in den Kessel zurückfließt, um hier aufs Neue erwärmt zu werden.

Eine eigenthümliche, unstreitig die billigste Art von Heizung hat man in neuerer Zeit in Sälen, wo Fabrikarbeiter thätig sind, u. dgl. angewendet, indem man das aus Bohrbrunnen gewonnene Wasser, welches Sommer und Winter eine sich gleichbleibende Temperatur von ungefähr 10° R. behält, durch sie in offenen Röhren hingeleitet hat. Dasselbe theilt der Luft in diesen Räumen eine hinreichende Wärme mit.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 366-367.
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