[508] Jones (John Paul) war ein kühner und kluger Seemann und der Begründer der nordamerik. Seemacht. Er wurde als der Sohn eines Gärtners 1747 in Schottland geboren, kam später als Lehrling zu einem Kaufmann nach Whitehaven in der Grafschaft Cumberland und machte als 13jähriger Knabe seine erste Seereise nach Amerika. Später machte er mehre Reisen auf Sklavenschiffen nach Afrika, aber unwillig über diesen die Menschheit empörenden Handel begab er sich 1768 nach Schottland zurück und mußte auf dieser Reise selbst die Leitung des Schiffs übernehmen, da der Capitain desselben unterwegs gestorben war. Er machte noch mehre Reisen auf Handelsschiffen und hielt sich 1773 in Virginien auf, um die Angelegenheiten eines ohne Erben verstorbenen Bruders zu ordnen. Bei dieser Gelegenheit nahm er den Namen Jones an. Als der Befreiungskrieg Nordamerikas gegen England ausbrach, trat I. in amerik. Dienste. Er hatte vorher eifrig an seiner Bildung gearbeitet und sich alle einem Seeoffizier nöthigen Kenntnisse erworben. Die Amerikaner hatten bei Beginn des Kampfs nur zwei Kriegsfahrzeuge, und auf einem derselben wurde I. als erster Lieutenant angestellt. Nicht allein arbeitete er hier die Pläne zur Vergrößerung der amerik. Seemacht und zur Ausbildung der nöthigen Mannschaft aus, sondern er selbst eroberte mit einem von ihm befehligten Schiffe von zwölf Kanonen innerhalb weniger Wochen 16 engl. Schiffe. Im Jahre 1778 wagte sich I. an die Küsten von Großbritannien, überfiel Whitehaven, vernagelte die Kanonen des Forts und steckte im Hafen einige Schiffe in Brand. Mit größerer Macht beunruhigte er auch 1779 die brit. Küsten und siegte in mehren Gefechten durch seine Klugheit und Tapferkeit. Nachdem er 1780 nach Amerika zurückgekehrt war, begab er sich mit Erlaubniß des Congresses auf die franz. Flotte, auf welcher er bis zum Frieden mit England blieb. Später diente er auf der russ. Flotte als Contreadmiral und kämpfte 1788 gegen die türk. Flotte; da er jedoch von der russ. Regierung seine Verdienste nicht nach Würdigkeit anerkannt glaubte, so ging er 1789 aus Rußland und lebte nun abwechselnd in Holland und Frankreich. Hier war indeß die Revolution ausgebrochen und kurz vor der Flucht des Königs Ludwig XVI. erschien I. mit noch mehren Amerikanern vor der Nationalversammlung zu Paris und stattete ihr Glückwünsche zum Erfolge der Revolution ab. Nachdem er 1792 zu Paris gestorben war, legte die franz. Nationalversammlung Trauer um ihn an. Seine Geschichte ist, jedoch nicht der Wirklichkeit getreu, in Cooper's Roman »Der Lootse«, sowie in Allan Cunningham's Roman »Paul Jones« wiedergegeben. Der Wahrheit gemäßer ist »Paul Jones, der kühne Seemann« (aus dem Engl., Leipz. 1826).