[540] Kampher oder Kampfer ist eine eigenthümliche Substanz, welche zuerst durch die Araber nach Europa gebracht wurde und für eine Gummiart galt.
Derselbe findet sich in allen Theilen der sogenannten Kampherbäume, dem Kampherlorber (Laurus camphora Linn.) und der Kampherflügeleiche (Dryobalanops camphora Colebr.). Auch in den Wurzeln des Zimmtlorber und in andern Pflanzen hat man ihn entdeckt. Der Sumatra- und Borneokampher kommt von den Dryobalanopsbäumen, welche man ungefähr 12 Fuß über der Erde anhaut, um zu untersuchen, ob sie noch Öl oder schon Kampher enthalten. Ist das Erstere der Fall, so sammelt man das natürliche Kampheröl, welches in Ostindien vielfach gebraucht wird, aber nicht nach Europa kommt. Findet man Kampher in dem Baume, so wird er umgehauen und gespalten, und man findet den Kampher in der Markröhre. Man unterscheidet von diesem Kampher verschiedene Arten, von denen der beste der Kopfkampher heißt. Eine geringere Sorte ist der Magen- oder Fußkampher, welcher aus dem Splint herausgescharrt wird, der den Kampher umgibt. Die ölhaltenden Bäume, auch wenn sie umgehauen worden sind, enthalten nach einigen Jahren ebenfalls Kampher, den man Organ nennt. Der Kampherbaum auf Sumatra hat die Größe und Stärke einer Eiche, eirunde Blätter und tulpenförmige Blumen, aus denen Beeren entstehen. In Japan wird der Kampher aus dem hier abgebildeten Kampherlorber gewonnen. Derselbe findet sich in Japan, China und verschiedenen Gegenden Ostindiens. Er erreicht die Größe einer Linde und hat immergrüne lanzettförmige Blätter. Die erst spät hervorkommenden Blütenstiele sind schlank, treiben oben mehre Zweige, welche sich in kurze Stengel theilen, auf denen die einzelnen Blüten stehen. Aus den weißen Blüten bilden sich purpurrothe Beeren, die in einer fleischigen Schale einen kleinen Kern verschließen. Der ganze Baum mit Wurzel, Stamm, Ästen, Zweigen und Blättern wird zerkleinert und in große eiserne Kolben mit Wasser gebracht welche mit irdenen Helmen bedeckt werden, die inwendig mit Binsen oder Reisstroh ausgekleidet sind. Erhitzt man die Kolben bis zum Kochen, so geht der Kampher in Dampfform in die Helme über und setzt sich hier in fester Gestalt an die Binsen oder das Stroh. Es gibt indeß noch andere Arten, nach denen der Kampher ausgeschieden wird. Auf diese Weise hat man den rohen Kampher gewonnen, der entweder aus losen, weißlichen, gelblichen oder schmuzig [540] grauen Körnern besteht oder eine zusammenhängende glänzend krystallinische Masse von zum Theil röthlicher Farbe bildet. In Europa wird der rohe Kampher raffinirt, gewöhnlich indem man ihn sublimirt. Im Handel kommt dieser gereinigte Kamyher gewöhnlich in weißen durchscheinenden, unten flachen, oben gerundeten Kuchen vor, welche ungefähr 1–2 Pfund wiegen und ein krystallinisch körniges Gefüge haben. Bei gewöhnlicher Temperatur ist er weich und etwas zäh und verflüchtigt sich allmälig. Er ist leichter, als Wasser und wirst man kleine Kampherstückchen auf eine Wasserfläche, so gerathen sie in eine eigenthümliche kreisende Bewegung. Der Kampher hat einen eigenthümlichen starken Geruch und einen aromatisch-bitterlichen Geschmack. Er ist sehr leicht entzündlich und brennt sogar auf dem Wasser schwimmend mit stark rußender Flamme. Der Kampher wird äußerlich und innerlich in der Medicin angewendet, auch in der Feuerwerkerei, in der Lackirkunst, zum Vertreiben der Insekten u.s.w. benutzt. – Man kennt noch mehre dem Kampher ähnliche Substanzen, welche auch uneigentlich als Kampher bezeichnet werden, nämlich den Toncokampher, welcher sich an den Toncobohnen findet; den Alantkampher, der aus der Alantswurzel gewonnen wird; den Tabackskampher; den Haselwurzkampher; den Anemonenkampher; den Canthari denkampher u.a.