Kelten

[592] Kelten oder Celten ist der Name eines zahlreichen, über das ganze westl. Europa verbreiteten Völkerstamms, der schon vor den historischen Zeiten in unserm Erdtheile ansässig war. Auf der pyrenäischen Halbinsel saßen celtische Völker, besonders im mittlern und nordwestl. Theile, führten [592] Jahrhunderte lang Kriege mit den Iberern und verschmolzen sich endlich mit diesen zu einem Volke, den Celtiberern. Ein großer Theil des heutigen Frankreichs, von den Pyrenäen bis zur Seine und zum Rheine war gleichfalls von Kelten (Galliern) bewohnt, die den Römern 60 Jahre lang den tapfersten Widerstand leisteten und sich nur ungern unter das Joch der Weltherrscher beugen ließen; auch Oberitalien war von keltischen Völkern besetzt, z.B. Ligurern, Cenomanen, Insubrern und andern. Die Belgier aber müssen als ein Mischvolk aus Galliern (Kelten) und Germanen betrachtet werden und glichen an Sitte und Sprache mehr diesen letztern. Die Helvetier, Bojer, Scordisker und viele andere Völker in den Alpen und im Süden der Donau, in Illyrien und bis zur Grenze Macedoniens, werden von den Schriftstellern des Alterthums gleichfalls als Kelten bezeichnet. Schon im 6. Jahrh. v. Chr. gingen Kelten aus Gallien nach den brit. Inseln hinüber, und die schot. Hochlande wurden von Irland aus mit ihnen bevölkert. Sie sind jetzt fast überall mit neuern Völkern verschmolzen, deren Sprache sie reden; nur in Irland, den schot. Hochlanden und auf einigen schot. Inseln, im Fürstenthume Wales und der Grafschaft Cornwallis in England, sodann in der franz. Bretagne leben sie noch ziemlich unvermischt und haben ihre eigenthümliche Sprache bewahrt. Die Kelten waren im Allgemeinen sehr stark gebaut und tapfer, besonders bei Vertheidigung ihres Landes; die Gallier zeigten sich schon damals als heitere, aufgeweckte, putzsüchtige, unbeständige und leichtsinnige Leute, waren aber dabei unerschrocken, vaterlandsliebend und gastfrei, auch gegen Fremde sehr höflich und zuvorkommend. Die in Britannien lebenden Kelten hatten mit den Galliern viel Übereinstimmendes, bedienten sich im Gefechte des breiten, langen keltischen Säbels und trugen weder Helme noch Panzer; dafür hatten sie aber von den german. Caledoniern gelernt, sich der Streitwagen zu bedienen, die den Galliern unbekannt waren. Sie bemalten sich das Gesicht mit blauer Farbe, standen unter einzelnen Häuptlingen und trieben Viehzucht und Ackerbau. Der Kelte ließ sein Haar lang über die Schultern herabhängen, trug einen Schnauzbart und kleidete sich während des Winters in Thierfelle. Die Verfassung war bei den meisten keltischen Völkern aristokratisch; die Häuptlinge bildeten eine Art von Nationalversammlung, welche über die gemeinsamen Landesinteressen Berathungen hielt; ihre Priester waren die Druiden (s.d.).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 592-593.
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