Kurdistan

Kurdistan

[683] Kurdistan ist ein Hochland Asiens, welches zum Theil pers., zum Theil türk. Provinz ist, sich vom See Wan in südöstl. Richtung bis zur pers. Provinz Khusistan erstreckt und einen Flächenraum von 1600 ! M. umfaßt.

Gebirge, deren Gipfel zum Theil mit ewigem Schnee bedeckt sind, durchziehen das Land, welches in den zahlreichen Thälern überaus anmuthig und fruchtbar ist. An der Westgrenze strömt der Tigris, in den sich mehre Nebenflüsse ergießen. Schafe, Ziegen, Baumwolle, Getreide, Reis, Wein und Galläpfel sind die Hauptproducte. Die Bewohner des Landes, die Kurden, führen seit den ältesten Zeiten ein Nomadenleben. Sie bekennen sich zur mohammedan. Religion, sind sehr gastfrei, heitern Gemüths, aber auch kriegerisch und wild. Die meisten tragen hohe rothe Mützen, kurze Jacken, Waffen der verschiedensten Art und einen Mantel von schwarzem Ziegenfell. Besonders die Lanze wissen sie mit großer

[683] Geschicklichkeit zu handhaben. Sie leben in einzelnen Stämmen zusammen, deren Oberhaupt ein aus ihrer Mitte gewählter Scheikh ist. Die wildesten Kurden sind die Yezidis, welche sich vorzüglich auf Straßenraub legen und auch Mord und Blutschande nicht scheuen. Die Herrschaft der Perser und Türken über die Kurden beschränkt sich darauf, daß jene zuweilen einen Tribut erzwingen und daß diese ihnen im Kriege Beistand leisten. Der Viehhandel der Kurden ist bedeutend, indem allein nach Konstantinopel jährlich an 11/2 Mill. Schafe und Ziegen von ihnen gebracht werden. Mitten unter den Kurden gibt es einzelne Dörfer, welche nestorianische Christen bewohnen, denen eine freie Ausübung ihres Gottesdienstes gestattet wird. Früher machten die Kurden häufige Einfälle in das russ. Gebiet, woran sie jetzt von den russ. Grenztruppen verhindert werden. Im pers. Kurdistan ist Kirmanschah die Hauptstadt. Sie treibt nicht unbedeutenden Handel und soll 40,000 Einw. haben. Im türk. Kurdistan liegt die befestigte Stadt Bitlis und die Stadt Djezireh. Jede dieser beiden Städte hat etwa 20,000 Einw.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 683-684.
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