[774] Lucĭfer, ein lat. Wort, griech. Phosphoros, deutsch Lichtbringer, hieß bei den Griechen und Römern der Planet Venus, wenn er des Morgens vor der Sonne aufgeht; Hesperus dagegen, wenn er als Abendstern der untergehenden Sonne folgt. Der Mythe nach war L. ein Sohn des Jupiter und der Aurora, welcher als Führer der Sterne, in Gemeinschaft mit den Horen (s.d.) die Sonnenrosse und den Sonnenwagen zu besorgen hat und, auf einem weißen Pferde sitzend, der Vorläufer der Mutter ist. Bei den Römern wurde er daher als der Beschützer der Reitpferde verehrt. In den neuern, christlich-mittelalterlichen Sagen gilt dieser Name als Benennung des Teufels, und daher ist im umgekehrten Sinne wie bei den Griechen und Römern Lucifer hier der Fürst der Finsterniß, welche Bezeichnung von einer allegorischen Erklärung des Jesaias, 9, 22, durch die Kirchenväter (s.d.) herrührt, die dis darin enthaltene Vergleichung des Königs von Babylon mit dem Morgensterne auf den Teufel bezogen.