Medea

[93] Medēa, eine berühmte Zauberin des Alterthums, war die Tochter des Königs Äetes von Kolchis, gegen den sie den Argonauten (s.d.) bei Gewinnung des goldenen Vließes beistand und dann mit ihnen als Jason's Gattin nach Iolkos in Thessalien zurückkam. Hier hatte Pelias während der Abwesenheit des Jason die Ältern und Brüder desselben umbringen lassen und M. übernahm jetzt die Rache. Sie schlachtete vor den Augen der Töchter des Pelias einen alten Widder, kochte ihn mit gewissen Kräutern in einem Kessel, aus dem bald nachher ein Lamm heraussprang, und versprach jenen, ihren alten Vater ebenso zu verjüngen, mit dem die Schwestern nun ebenso, allein ohne Erfolg verfuhren. Nachdem Jason zehn Jahre glücklich mit M. gelebt, verstieß er sie, um sich mit einer Tochter des Königs Kreon von Korinth zu vermählen, und nach anfänglichem Widerstande schien auch M. in ihr Loos ergeben. Sie machte der Braut sogar ein kostbares Gewand zum Geschenk, allein kaum hatte diese sich damit bekleidet, so fing es an zu brennen, und als ihr Vater ihr zu Hülfe eilte, geriethen auch seine Kleider in Brand und der ganze Palast ging in Feuer auf, aus dem Jason nur mit Mühe sich rettete. M. tödtete noch ihre mit Jason gezeugten zwei Söhne und floh dann zum König Ägeus nach Athen, von wo sie aber nach einiger Zeit als Zauberin ebenfalls vertrieben wurde und sich nach Asien wendete, wo sie mit einem mächtigen König einen Sohn Medos erzeugt haben soll, nach dem sein Reich in der Folge Medien genannt wurde. Die Geschichte der M. ist von Dichtern und bildenden Künstlern des Alterthums häufig als Stoff für ihre Werke benutzt und in neuester Zeit auch von Grillparzer in Wien für die deutsche Bühne bearbeitet worden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 93.
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