Merope

[118] Merŏpe hieß die Gemahlin des Königs Kresphontes von Messenien, welcher mit seinen Kindern von Verschworenen umgebracht wurde, worauf sein Bruder Polyphontes die Herrschaft ergriff und M. zwang, sich mit ihm zu vermählen. Dieser war jedoch die Rettung ihres jüngsten Sohnes Äpytus geglückt und als Jüngling faßte dieser den Entschluß, sich für seinen eignen Mörder auszugeben und persönlich den vom Polyphontes auf die Tödtung des Äpytus ausgesetzten Preis einzufodern, dabei aber zugleich Vater und Geschwister zu rächen. Die davon benachrichtigte M. wollte ihm von dem gefährlichen Unternehmen abrathen, allein Äpytus ward von den deshalb Abgesandten verfehlt und kam nach Messene, wo M. selbst ihn anfänglich für Das hielt, wofür er sich ausgab und als ihre Vertrauten unverrichteter Sache wiederkehrten, den Mörder ihres letzten Kindes im Schlafe umbringen wollte. Im Begriffe dies auszuführen, klärte sich erst ihr Irrthum auf und Mutter und Sohn führten nun gemeinschaftlich den Untergang des Polyphontes herbei, wodurch Äpytus auf den Thron seines Vaters gelangte. Schon vom Euripides (s.d.) wurde dieser Stoff im Trauerspiele »Kresphontes« und von Neuern unter Andern von Voltaire und dem 1755 verstorbenen Marchese Scipio Francesco Maffei, einem der besten ital. dramatischen Dichter, unter dem Titel »Merope« bearbeitet.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 118.
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