[156] Missolunghi, eine durch dreimalige Belagerung und den Heldenmuth ihrer Bewohner im griech. Freiheitskampfe berühmt gewordene Stadt, liegt im jetzigen Kreise von Akarnanien und Ätolien, westl. vom Eingang in den Meerbusen von Patras und von der Mündung des Fidaris, auf einer durch Anschwemmung entstandenen Landzunge und theilweise von Morästen und Lagunen umgeben, weshalb es Klein-Venedig genannt worden ist, dadurch aber auch gegen Angriffe von der Seeseite gedeckt wird. M. zählte früher 4000 Einw. und ergriff im Jun. 1821 mit der auf einer benachbarten Insel gelegenen Feste Anatoliko die Waffen für die Freiheit, sah sich aber auch schon zu Anfang Nov. 1822 von den gegen den Peloponnes vordringenden Türken eingeschlossen. Fürst Maurokordatos vertheidigte jedoch mit geringen Mitteln den Platz so gut, daß nach mehren misglückten Stürmen die türk. Übermacht am 6. Jan. 1823 abziehen mußte. Die zweite Belagerung dauerte von Anfang Sept. bis 20. Nov. 1823, wo der Feind abermals mit großem Verlust von der Eroberung des jetzt in bessern Vertheidigungsstand gesetzten und von Konstantin Bozzaris vertheidigten Platzes abstehen mußte. Nicht so glücklich, aber noch ruhmvoller sollte die letzte Belagerung enden, welche im Apr. 1825 zu Lande und zur See von den Türken begonnen wurde und an der nach mehren heldenmüthig abgeschlagenen Stürmen im Dec. auch noch Ibrahim Pascha von Ägypten Theil nahm. Im März gelang es endlich dem Feinde, in die Lagunen von M. mittels kleiner Fahrzeuge einzudringen und nach tapferer Gegenwehr Anatoliko und einige andere feste Punkte zu nehmen, welche den Belagerten die Zufuhr zur See möglich gemacht hatten. So sahen die tapfern Vertheidiger nach der fast ein Jahr dauernden Belagerung sich bald ohne Mund- und Kriegsvorräthe hinter den Trümmern ihrer Mauern und faßten endlich den verzweifelten Entschluß, sich in der Nacht vom 22. Apr. 1826 durch die Feinde durchzuschlagen. Es waren 3000 Bewaffnete und gegen 6000 Frauen, Kinder und Greise, welche das Wagniß unternahmen, aber nur wenige derselben gelangten nach blutigem Kampfe in Sicherheit. Namentlich ward ein großer Theil der Einwohner in die Stadt zurückgeworfen und suchte in einem als Pulvermagazin benutzten Gebäude eine Zuflucht, das aber, da jede Aussicht auf Rettung erloschen war, durch einen Greis, Christos Kapsalis, mit Freund und Feind in die Luft gesprengt wurde; viele Andere suchten im Meere einen freiwilligen Tod und die Sieger machten nur 1200 lebende Gefangene.