Murten

[222] Murten, eine Stadt mit 1400 Einw. im Schweizercantone Freiburg, liegt am südl. Ufer des Murtensee auf einer Anhöhe in einer sonst ebenen, aber von Waldungen, Gehegen und Dorfschaften durchschnittenen Gegend und hat durch den am 21. Jun. 1476 dort von den Schweizern und ihren Bundesgenossen über Herzog Karl dem Kühnen von Burgund erkämpften Sieg geschichtliche Berühmtheit erlangt. Um die im März bei Granson erlittene Niederlage zu rächen, drang Herzog Karl schon im Jun. mit beinahe 70,000 M. in die Schweiz ein und belagerte seit dem 10. mit seiner ganzen Macht das von Adalbert von Bubenberg vertheidigte feste Städtchen M. Von den Unternehmungen seiner Gegner war er so wenig unterrichtet, daß die Eidgenossen und die Mannschaft der Städte Basel, Strasburg, Kolmar, Freiburg und andere, sowie der von Karl vertriebene Herzog Renatus von Lothringen, sich nur drei Stunden vom burgund. Lager bei Ulmitz vereinigen konnten, von wo sie, 30,000 M. Fußvolk und 4000 Reiter, meist vom Rhein und aus Östreich, am 22. Jun. den Feind nach einem klug angelegten Plane zuerst auf dem rechten Flügel angriffen. Ihre Vorhut führte Ritter Hans von Hallwyl, die östr. und lothring. Reiter Herzog Renatus, das Centrum Hans Waldmann und Wilhelm Exter; ungewiß ist, wer den eigentlichen Oberbefehl hatte. Herzog Karl ward nach hartem Kampfe, bei dem ihn aber ein Theil seines großen Heers schlecht oder gar nicht unterstützte, mit Hinterlassung seines Lagers und Geschützes gänzlich besiegt und mehre tausend Mann seiner Truppen wurden theils in den murtener See gesprengt, theils erschlagen, während der Verlust der Sieger an Todten und Verwundeten kaum über 1000 M. betragen haben soll. Die Schweizer begruben die burgund. Todten mit ungelöschtem Kalk in große Gruben und sammelten später ihre Knochen in ein 1/4 Stunde von der Stadt errichtetes Beinhaus, dessen Bedeutung eine lat. und deutsche Inschrift aussprach. [222] Während der franz. Revolutionskriege ward dasselbe 1798 durch ein meist aus Burgundern bestehendes franz. Regiment zerstört, 1822 aber hat die Eidgenossenschaft einen Obelisk als Nationaldenkmal an dessen Stelle errichten lassen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 222-223.
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