[343] Opitz (Martin), geb. 1597, der Sohn eines Rathsherrn zu Bunzlau in Schlesien, wurde in der Zeit, wo der dreißigjährige Krieg Deutschland verheerte, der Gründer der neuern deutschen Dichtkunst und insbesondere der sogenannten ältern schles. Dichterschule. (S. Deutsche Kunst, Literatur u.s.w.) Er erhielt auf mehren schles. Gymnasien eine classische Vorbildung und gab noch vor seinem Abgange für Universität in Frankfurt a. d. O., im J. 1618, durch eine Sammlung lat. Gedichte Beweise von seinen Dichtergaben. Er hatte mehre süddeutsche und niederländ. Universitäten besucht, seinen Geschmack nach den Alten gebildet und gelehrte wie nützliche Kenntnisse erworben, als er 1621 in die Heimat zurückkehrte und bald an den Hof des Herzogs von Liegnitz berufen wurde. An diesen kehrte O. auch nach kurzem Aufenthalte in Weißenburg in Siebenbürgen zurück, wohin er als Lehrer der Philosophie und der alten Sprachen und Literatur unter sehr günstigen Verhältnissen gegangen war- und besuchte 1625 den Hof Kaiser Ferdinand II. zu Wien, von dem er mit dem Lorberkranze gekrönt und 1628 unter dem Namen Mart. O. von Boberfeld geadelt wurde. Als Secretair in des Burggrafen von Dohna Dienste getreten, kam er in dessen Angelegenheiten mit mehren Höfen in Berührung [343] und war 1630 auch in Paris; nach des Burggrafen Tode im J. 1633 ging O. mit dem Herzoge von Brieg nach Thorn, hielt sich dann in Danzig auf und ward hier vom Könige Wladislaw IV. von Polen 1638 zum Secretair und Geschichtschreiber ernannt, erlag aber schon 1639 der in Danzig herrschenden Pest. Die erste Sammlung seiner Gedichte ward 1624 von fremder Hand besorgt, allein bald durch eine von O. selbst veranstaltete ersetzt, der zuerst anstatt der vorher üblichen bloßen Sylbenzählung eine Sylbenmessung und den Mustern der Alten nachgebildete Formen in die von ihm wesentlich bereicherte dichterische Sprache der Deutschen einführte, auch ein besonderes Werk: »Von der deutschen Poeterei«, schrieb. Eine angemessene Auswahl aus seinen am vollständigsten zu Breslau (3 Bde., 1690) erschienenen Werken enthält der erste Band von Wilh. Müller's »Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh.« (Lpz. 1822).