Phidias

[485] Phidĭas, geb. zu Athen um 408 v. Chr., der berühmteste Bildner in Erz, Marmor und Elfenbein aus der durch Vorherrschen des Erhabenen, Großen und Würdevollen ausgezeichneten Periode der griech. Kunst, war zugleich Maler und Baumeister und ein Zeitgenosse und Freund des Perikles (s.d.), dessen Bauunternehmungen er leitete und mit seinen vorzüglichsten Kunstwerken zierte. Von diesen wurden die Bildsäule der Pallas Parthenos oder Minerva im Parthenon zu Athen, welche aus Elfenbein gearbeitet war, nebst der 64 F. hohen sitzenden Statue des Jupiter's zu Olympia (s.d.) aus gleichem Stoffe, am meisten gepriesen, sind uns aber blos durch das vereinigte Lob der alten Schriftsteller bekannt. Haupt, Hals, Brust und Oberarme des letztern zeigten großartige Formen; die untern Theile verhüllte ein wallender Mantel. Auf der rechten Hand hielt er die Siegesgöttin, welche ihn, den ersten Sieger, bekränzte, und in der linken das Scepter mit dem Adler; Macht, Weisheit und Güte war der Ausdruck der Gesichtszüge. Die Zahl der von P. gelieferten Kunstwerke war überaus groß und dennoch ihre Ausführung in den Einzelheiten ebenso vortrefflich und sorgfältig, wie die Auffassung des Ganzen; auch bearbeitete er nicht blos große Werke, sondern es werden selbst eine Maus und eine Fliege unter denselben mit aufgeführt. Des P. Schicksale waren so genau mit denen des Perikles verflochten, daß er zu einer Zeit, wo dieser die Gunst der Athener verloren hatte, von dessen Feinden angeklagt wurde und 432 v. Chr. im Kerker starb.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 485.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: