Rothwälsch

[751] Rothwälsch, Kokumloschen oder kluge Sprache, die jenische, kochumer, Diebes-oder Gaunersprache sind gleichbedeutende Namen für die von den europ. Zigeunern, Gaunern, Dieben und Räubern zu Mittheilungen unter sich benutzte Sprache, die von Andern nicht verstanden werden sollen oder überhaupt ihr ruchloses Treiben näher angehen. Aus einem Gemisch meist dem Laut und der Bedeutung nach entstellter hochdeutscher, jüdisch-deutscher und ihrer Herkunft nach unkenntlicher Worte bestehend, hält man sie doch für eine Erfindung der Juden, weil auch ein großer Theil ihrer Worte und Redensarten aus dem sogenannten jüdisch-hebräischen, wie es von den gemeinen Leuten geredet wird, herrühren. Sehr schwierig ist es, diese Sprache kennen zu lernen und niederzuschreiben, weil sie nur für verbotene Zwecke von übelberüchtigten und gemeinen Leuten benutzt und in ihrem Munde fortwährend neuen Verdrehungen ausgesetzt ist. Gleichwol ist die Bekanntschaft mit derselben für den Richter bei Untersuchungen oft von großer Wichtigkeit und man hat daher längst aus Mittheilungen eingefangener Gauner darüber zusammenzustellen gesucht, was sich entnehmen ließ. Schon 1601 erschien eine Grammatik derselben und später sind deren mehre, sowie mannichfache Beiträge zur Kenntniß des Rothwälschen herausgekommen, das schon im 16. Jahrh. in Deutschland, namentlich von den sogenannten Gordenbrüdern, d.h. den als Bettler umherziehenden abgedankten Soldaten, geredet wurde, ohne daß man nähere Nachrichten über seine Herkunft hat.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 751.
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