[1] Sachs (Hans), einer der vorzüglichern deutschen Dichter des 16. Jahrh. und der berühmteste aller Meistersänger Deutschlands, war 1494 zu Nürnberg geboren.
Nachdem er das Schuhmacherhandwerk erlernt hatte und als Geselle gewandert war, machte er sich in seiner Vaterstadt ansässig, woselbst er nach und nach das höchste Ansehen durch seine Ausübung des Meistersanges erlangte, welchen er mit Liebe und besonderer Befähigung dazu neben seinem Handwerke trieb. Seine große geistige Regsamkeit ließ ihn auch an Zeitinteressen den lebhaftesten Antheil nehmen, und so wurde er auch während der Reformation zum Übertritt in die protestantische Gemeinschaft bewogen, und starb im Besitz allgemeiner Achtung am 25. Jan. 1576, also in sehr hohem Alter. S. besaß als Dichter ein sehr umfassendes, fruchtbares Talent, welches ihn befähigte, nach seiner eignen Zählung, mehr als 6000 Gedichte der verschiedensten Gattungen hervorzubringen, welche jedoch nur dem kleinern Theile nach gedruckt vorhanden sind. Sinnreiche Erfindungsgabe höchst treffende, meistens satirische Auffassung der Sittenzustände seines Zeitalters, seiner nächsten Umgebung, in die er meist seine Erfindungen einkleidet; die gemüthvolle, treuherzig witzige Darstellung, in einer vielseitig ausgebildeten, obschon noch etwas rauhen Sprache, befähigten ihn zu jener Mannichfaltigkeit des Schaffens, wodurch wir Tragödien, Komödien, Fastnachtsspiele, biblische, mythologische, geschichtliche und moralische Fabeln, Erzählungen, Schwänke und Lieder von ihm besitzen. Bekannt ist auch allgemein sein Kirchenlied: »Warum betrübst du dich, mein Herz« etc. Durch die natürliche Kraft und Wahrheit seiner Dichtungsweise hat [1] er sich nicht blos die Achtung seines Jahrhunderts, sondern auch die Anerkennung unserer Zeit erworben. Seine Gedichte erschienen unter dem Titel: »Sehr herrliche, schöne und wahrhafte Gedichte« zu Nürnberg 1558 fg. in 3 Bdn., und 1612–16 in 5 Bdn., worunter besonders sein allegorisches Gedicht auf Luther: »Die wittenberger Nachtigall« (1523), zu bemerken, weil es zur Förderung der Reformation beitrug. Neuere Ausgaben seiner Gedichte kamen nicht ganz zu Stande; am bekanntesten ist eine Auswahl daraus von Büsching (3 Bde., Nürnb. 1816–24). Sein Leben erschien neuerdings von Furchau (2 Bde., Lpz. 1820).