Samuel

[31] Samuel, d.h. (der vom Herrn Erbetene), war der spätgeborene Sohn des Elkana und der Hanna aus dem Stamme Levi, Prophet und letzter Richter der Israeliten, den diese dazu auf Lebenszeit erwählt. Frühzeitig wurde er. ohne Priester zu sein, zum Dienst im Tempel angehalten und daselbst durch eine Traumerscheinung zum Propheten geweiht. S. wurde Eli's Nachfolger und hielt in verschiedenen Städten Gericht. Schon als Knabe bei seinem Tempeldienste hatte er des Volkes Sittenlosigkeit und Irreligiosität, welche unter seinen Vorgängern eingerissen waren, kennen gelernt und war sich seiner Bestimmung bewußt worden, sein Volk zum Dienste und Gesetze des einigen Gottes zurückzuführen. Als nun dieses von seinen Feinden, den Philistern, hart bedrängt wurde, ermahnte er es eifrig und kräftig zur Gottesfurcht, als dem einzigen Rettungsmittel in der großen Noth, und verwaltete das angetretene Richteramt mit großer Thätigkeit aber auch Strenge gegen 20 Jahre. Er stellte den verabsäumten Jehovahdienst wieder her, suchte als Richter Friedens- und Vaterlandsliebe im Volke zu begründen, erfüllte das stürmende Verlangen des Volkes nach der Wahl eines Königs, Saul's (s.d.), suchte aber weise dessen Macht dadurch Grenzen zu stecken, daß er einen Prophetenbund errichtete, welcher seine Rechte jenem gegenüber behauptete, stiftete Prophetenschulen und gewöhnte das Volk an Gesetzlichkeit und Mäßigkeit. Dem erwählten König Saul ging er, da seine Söhne die Forterbung der Richterwürde auf sie durch ihren gerechtigkeitstosen Sinn unmöglich gemacht hatten, mit Rath und That, Ermahnung und Zurechtweisung an die Hand, suchte ihn an die alte Verfassung zu binden, und war unerbittlich, wenn sich dieser willkürliche Eingriffe in die priesterlichen Rechte erlaubte. Deshalb sagte er sich auch von jenem endlich los und salbte den Hirtenjüngling David zum Nachfolger in der Königswürde, überlebte jedoch die Streitigkeiten zwischen Saul und David nicht. Er starb gegen sein 98. Lebensjahr, zwei Jahre vor Saul's Tode, nachdem er vorher seine beiden Söhne als Unterrichter für den nördl. und südl. Theil des Landes eingesetzt hatte. Die beiden Bücher, welche im A. T. unter seinem Namen aufgeführt werden und die Begebenheiten unter ihm, Saul und David mittheilen, sind nicht von ihm selbst verfaßt, sondern um mindestens anderthalb Jahrhunderte jünger.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 31-32.
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