[59] Schall nennt man im Allgemeinen Alles, was mittels des Gehörs wahrgenommen wird, unterscheidet aber je nach der besondern Eigenthümlichkeit, welche an ihm wahrgenommen wird: Knall, Getöse, Gedröhn, Gebrause, Gezisch, Geräusch, Gekrach u.s.w. Unter Ton versteht man einen auf bestimmte regelmäßige Art modificirten Schall. Wissenschaftliche Beobachtungen und Untersuchungen haben bewiesen, daß der Schall durch eine eigenthümliche Bewegung der Materie, namentlich derjenigen, welche uns überall umgibt, der Luft, erzeugt wird. Um sich von dem Orte seiner Entstehung bis in unser Ohr fortzupflanzen, braucht der Schall eine gewisse Zeit, wie man schon daraus entnehmen kann, daß, wenn z.B. ein Gewehr in einiger Entfernung von uns abgeschossen wird, wir den Blitz des Gewehres eher sehen, als wir den Knall hören. Daß es aber die Luft ist, welche gewöhnlich den Schall durch ihre sich fortpflanzende Bewegung weiter ausbreitet, sieht man daraus, daß, wenn man innerhalb des fast luftleeren Raumes unter dem Recipienten einer Luftpumpe (s.d.) eine Glocke anschlagen läßt, man den Schall derselben nicht mehr zu vernehmen vermag. Da die Atmosphäre immer dünner wird, je höher wir uns in derselben erheben, so muß folglich auch der Schall an Stärke abnehmen, wie die Höhe der Atmosphäre zunimmt. So haben Luftschiffer bemerkt, daß ihre Stimme schwächer wurde, je höher ihr Ballon aufstieg. Aber auch andere Körper als die Luft pflanzen den Schall fort; so hören z.B. die Taucher im Wasser sehr wohl, was am Ufer gesprochen wird, und wenn man an das eine Ende eines Baumstammes das Ohr hält, während ein Anderer gegen die Holzfasern des andern Endes spricht, so vernimmt man dessen Worte sehr wohl. Die durch den Schall hervorgebrachten Bewegungen sind Schwingungen oder Vibrationen, wie man recht deutlich besonders an tönenden Saiteninstrumenten sieht. Solche Vibrationen finden bei allen tönenden Instrumenten statt, z.B. bei Glocken in der Metallmasse, bei Blasinstrumenten in. der Luft, welche ihr Inneres erfüllt. Durch jene Schwingungen des tönenden Körpers wird dann die ihn umgebende Luft in Wellenbewegungen, Undulationen, versetzt, und so pflanzt sich der Schall fort. Die Luft dringt in das Ohr und setzt das in diesem ausgespannte Trommelfell in Schwingungen, welche der Wellenbewegung der Luft entsprechen, und so geschieht das Hören. Die Tiefe und Höhe der Töne hängt ab von der geringern oder größern Anzahl von Schwingungen, welche der tönende Körper innerhalb einer gewissen Zeit macht, oder, was Dasselbe, davon, ob die durch den tönenden Körper bewirkte Wellenbewegung längere oder kürzere Wellen hat. Genauer nennt man einen Ton das Verhältniß zwischen Höhe und Tiefe, in welchem ein Schall zu einem andern steht. Unter Klang versteht man eine Eigenthümlichkeit des Schalls, die auf der materiellen Verschiedenheit der Instrumente zu beruhen scheint, welche die Töne erzeugen, aber noch nicht hinlänglich erkannt ist; es hat z.B. jedes musikalische Instrument seinen eigenthümlichen Klang. Die Geschwindigkeit des Schalls ist immer dieselbe, welche Eigenthümlichkeiten derselbe auch haben mag; wäre dieses nicht der Fall, so wäre es unmöglich, ein Concert zu Stande zu bringen, denn in geringer Entfernung würden die Töne sich sonst alle untereinander verwirren. Über die Geschwindigkeit des Schalls hat man viele und sorgfältige Versuche angestellt und gefunden, daß derselbe in einer Secunde ungefähr 1050 wiener Fuß zurücklegt. Man nimmt ferner nach Beobachtungen an, daß das Ohr gewisse Grenzen habe, indem es weder allzu hohe noch allzu niedrige Töne wahrzunehmen vermöge, und daß der tiefste noch wahrnehmbare Ton derjenige sei, bei dessen Erzeugung der tönende Körper wenigstens 32 Schwingungen in der Secunde mache, während dem höchsten Tone eine Anzahl von 12,000 Schwingungen entsprächen; doch hat man in neuester Zeit Mittel gefunden, noch hörbare Töne hervorzubringen, denen 48,000 Schwingungen, sowie solche, denen 14 Schwingungen in der Secunde entsprechen.