[108] Schraube (die) ist eine in der Technik und Mechanik außerordentlich häufig in Anwendung kommende einfache Maschine.
Dieselbe besteht im Allgemeinen aus zwei Haupttheilen: der Schraubenspindel und der Schraubenmutter. Die Schraubenspindel ist ein solider Cylinder (ein walzenförmiges Stück Holz, Eisen u.s.w.), um welchen von oben nach unten eine vorspringende Wulst in der sogenannten Schraubenlinie herum gewunden ist. Jeder einmalige Umlauf dieser Wulst heißt ein Schraubengang und alle Schraubengänge stehen gleich weit voneinander ab. Die Schraubenmutter besteht in einem durchbohrten Stück Metall oder Holz, dessen Öffnung genau so groß ist, daß sie die Spindel in sich aufzunehmen vermag. Innerhalb der Öffnung befindet sich eine vertiefte Schraubenlinie, eine Rinne, welche genau den Schraubengängen der zugehörigen Spindel entspricht. Bei der Anwendung der Schraube, z.B. bei Preßapparaten, kann man nun entweder, wie die erste der nebenstehenden Figuren zeigt, die Spindel fest und die Mutter beweglich machen, oder, wie die zweite Abbildung erläutert, die Mutter fest und die Spindel beweglich einrichten. Im ersten Falle wird die Mutter, im zweiten Falle die Spindel mit Hülfe eines Hebels in Bewegung gesetzt. Den Umfang des die Spindel bildenden Cylinders nennt man die Peripherie der Schraube. Die angewandte Mathematik lehrt, daß bei jeder Schraube die zu Hebung einer Last anzuwendende Kraft zu der zu bewältigenden Last sich verhält, wie die Entfernung je zweier Schraubengänge zur Peripherie der Schraube sich verhält. Hieraus folgt dann, daß die Schraube um so wirksamer sein wird, je größer der Durchmesser des Cylinders ist und je enger zugleich die Schraubenzüge aneinander stehen. Ebenso klar ist aber auch, daß, je enger die Schraubengänge zusammenstehen, desto mehr Umdrehungen nöthig sind, um mittels der Schraube eine Last auf eine gewisse Höhe zu heben. Am häufigsten werden die Schrauben als Befestigungsmittel bei Herstellung aller Arten von Geräthschaften angewendet. Hierbei wendet man besonders auch die sogenannte Holzschraube an, welche keine eigne Mutter, sondern eine so scharfe Wulst hat, daß sie sich nach Art eines Bohrers in das Holz eindrängt und sich so in dem Holze selbst eine Mutter bildet. Eine interessante Anwendung der Schraube ist die, bei welcher man sie mit einem Stirnrade verbindet. Man erhält dann eine sogenannte Schraube ohne Ende. Die Abbildung zeigt, wie die Wulst der Schraube in die Zähne des Rades eingreift, sodaß die Umdrehung der Schraube die des Rades zur Folge hat. Man kann mit dieser Maschine die größten Lasten mit einem verhältnißmäßig außerordentlich geringen Aufwand von Kraft heben. Sehr seine Schrauben benutzt man zur Herstellung der Schraubenmikrometer. (S. Mikrometer.)
Brockhaus-1911: Archimedische Schraube
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Meyers-1905: Hirsch-Schraube · Schraube · Archimedische Schraube · Griffith-Schraube
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