Sixtus

[199] Sixtus ist der Name von fünf Päpsten, von denen der erste 116 oder 119, der zweite 257, der dritte 432 den päpstlichen Stuhl bestiegen. Sixtus IV., della Rovere, war ein gelehrter Franziskanergeneral und hatte den päpstlichen Stuhl von 1471–84 inne. Er verschönerte Rom, beförderte und bestätigte die Inquisition und erfüllte Italien mit Blutvergießen, um seinen Günstlingen oder Söhnen Fürstenthümer zu gewinnen. – Sixtus V., 1585–90, war seit der Reformation das kräftigste und muthigste Oberhaupt der röm. Kirche. Er wußte mit Klugheit und Gewandtheit in kurzer Zeit dem röm. Stuhle Achtung und Größe zu verschaffen. Er hieß eigentlich Felice Peretti, war im Jahre 1521 zu Grotte a Mare in Ancona geboren und so niedern Herkommens, daß er als Knabe das Vieh hütete. In seinem dreizehnten Jahre trat er in den Franziskanerorden und zeichnete sich bald so aus, daß er sich schnell den Weg zu den höchsten geistlichen Würden bahnte. Nachdem er schon mehre Jahre als Lehrer des kanonischen Rechts gelebt hatte, erhielt er im Jahre 1548 die Priesterweihe, das Doctorat der Theologie und das Rectorat der Klosterschule zu Siena. Er stiftete eine Gesellschaft des heiligen Sacraments und eine Wohnstätte für arme Mädchen, wurde Generalinquisitor zu Venedig, dann Bischof und päpstlicher Beichtvater und 1570 Cardinal, als welcher er den Namen Peretti Montalto führte. Nachdem er endlich die höchste Würde in der Christenheit gewonnen, hat er während seiner fünfjährigen Regierung das päpstliche Ansehen so kräftig und einsichtsvoll behauptet, [199] als es unter den Zeitumständen nur geschehen konnte. Statt des vergeblichen Versuchs, die Ketzer zu unterdrücken, hielt er sie für brauchbar, um die katholischen Könige mit den Interessen des päpstlichen Stuhles fest zu verbinden. Er vernichtete die Banditen, stellte durch unerbittliche barbarische Strenge einen festen Rechtszustand her, unterstützte die Armen, weckte die Betriebsamkeit, gab der vaticanischen Bibliothek ihre Größe, ließ verschiedene Bibelwerke drucken, zog die Riesenwerke des Alterthums aus ihren Trümmern, so weit sie dienen mochten, den Sieg des Kreuzes zu verherrlichen, und obwol er nicht unwürdige Bauwerke neben sie stellte, auch seine Verwandten bereicherte, hinterließ er zum Gebrauche seiner Nachfolger in genau bestimmten Fällen einen großen Schatz in der Engelsburg, den er durch Anleihen und durch die äußerste Ausdehnung des Ämterverkaufs gesammelt hatte. In der Ausführung seiner Gedanken kannte S. keine Schwierigkeiten, und obwol streng, war er dennoch zur Gnade und Milde geneigt. Im Sinne des röm. Volkes, das nach seinem Tode seine Bildsäule niederriß, hat er jedoch nicht regiert, und die Jesuiten, die er haßte, haben, wenn auch nicht sein Leben, doch seinen Ruhm verkürzt. Dennoch hat er einen so tiefen Eindruck auf seine Zeitgenossen gemacht, daß das Andenken an seine glorreiche Regierung in der Volkssage noch bei der spätesten Nachwelt lebendig geblieben ist. Er starb den 24. Aug. 1590 voll großer Pläne.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 199-200.
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