[288] Stereotypen nennt man die in Metall gemachten Abformungen ganzer aus gewöhnlichen Lettern gesetzter Seiten in dünne Platten von Schriftmetall, mit welchen man dann ganz in derselben Art, wie sonst mit den aus beweglichen Schriften zusammengesetzten Drucktafeln drucken kann.
Nachdem schon früher mehre Versuche zum Stereotypiren gemacht worden war, entdeckte Lord Stanhope 1804 dasjenige Verfahren, das mit einigen Vervollkommnungen noch gegenwärtig in Gebrauch ist. Die wie gewöhnlich aus beweglichen Schriften gesetzte Drucktafel wird mit einem Messingrande umgeben, welcher um etwas über die Buchstaben emporragt. Nachdem. nun die Schrift gehörig eingeölt worden, wird über sie eine breiartige Masse gegossen, deren Hauptbestandtheil Gyps ist, und welche nach einigen Minuten erstarrt, sodaß sie abgehoben werden kann und nun eine Matrize darstellt, welche zur Herstellung der Stereotypentafel benutzt wird. In ihr sind alle Buchstaben der ersten Drucktafel vertieft wiedergegeben, sowie sich alle Vertiefungen der Drucktafel als Erhöhungen darstellen. Die nebenstehende Abbildung zeigt eine Stereotypengießerei. In dem großen Ofen bemerkt man über dem mittelsten Feuerraum zwei mit Thüren verschlossene Behältnisse, in diese werden die Gypsmatrizen gestellt und getrocknet. Nachdem dieses geschehen, legt man die Matrize in eine Gußpfanne, wie sie die nachstehende Zeichnung darstellt, welche wenig größer ist als die [288] Matrize und mit einem Deckel verschlossen wird, der an den vier Ecken Öffnungen hat, während er in der Mitte durch eine Schraube, die durch einen Bügel geht, aufgedrückt wird. Diese Gußpfanne wird nun in das in Fluß gebrachte Schriftmetall untergetaucht, wobei man sich zum Einsenken und Ausheben eines krahnartigen Apparats bedient, welchen die Abbildung der Stereotypengießerei zeigt. Sobald als die Gußpfanne eingetaucht wird, entsteht in der flüssigen Schriftmasse ein lebhaftes Prudeln in Folge der aus der Pfanne entweichenden Luft, welche durch Metall ersetzt wird. Erst nachdem dasselbe ganz aufgehört hat, ungefähr nach einer halben Stunde, darf die Gußpfanne ausgehoben werden, und nachdem dies geschehen, wird sie auf einen mit Sand gefüllten Kasten gestellt, wo man sie sich abkühlen läßt. Ist dies erfolgt, so nimmt man die neue soweit fertige Stereotypentafel aus der Pfanne, befreit sie von der dabei zu Grunde gehenden Gypstafel und bringt sie endlich auf eine Drehbank, auf welcher ihre Rückseite durchaus eben geschliffen wird. Sollen diese Tafeln nun zum Druck verwendet werden, so werden sie auf Klötze von Holz oder Blei befestigt, sodaß sie die Höhe der gewöhnlichen Lettern erhalten und nun wie aus diesen zusammengesetzte Drucktafeln behandelt werden können.
Die Vorzüge der Stereotypen sind, daß man mit verhältnißmäßig geringen Kosten ganze Werke in Blei stehen lassen kann, um nach Bedürfniß davon zu drucken, während man sich sonst genöthigt sehen würde, bei jeder neuen Auflage den ganzen Satz zu erneuern; daß sich correctere Ausgaben der Werke erzielen lassen, weil man die entdeckten Fehler ausbessern kann, ohne durch einen neuen Satz neue Fehler zu veranlassen und ohne daß durch Verrücken der Drucktafel u.s.w. Fehler entstehen; daß die Drucke schärfer ausfallen, weil jede Seite mit andern Schriften gedruckt wird, während bei der gewöhnlichen Art des Druckes vielleicht schon auf dem dritten Bogen dieselben Schriften angewendet [289] werden, mit welchen schon der erste Bogen gedruckt worden ist; weil sich endlich weit schneller als mit gewöhnlichen Lettern drucken läßt, indem man eine größere Anzahl von Pressen gleichzeitig beschäftigen kann, als beim gewöhnlichen Satze der Fall ist.