Sternschnuppen

[293] Sternschnuppen nennt man häufig vorkommende Meteore, die gewöhnlich nur am nächtlichen Himmel beobachtet werden und in einem leuchtenden Punkte bestehen, der sich mit großer Geschwindigkeit bald in dieser bald in jener Richtung, bald geradlinig, bald krummlinig am Himmel bewegt und in größerer oder geringerer Höhe über der Erde verschwindet. Bei einigen Sternschnuppen hat man bemerkt, daß sie eine leuchtende Bahn hinterlassen, die zuweilen mit dem leuchtenden Punkte zusammenhängt, zuweilen von ihm getrennt ist, und immer später als die Sternschnuppe selbst verschwindet. Die Sternschnuppen werden darum nur bei Nacht gesehen, weil die am Tage auftretenden wegen des viel stärkern Sonnenlichtes nicht bemerkt werden. Indeß sind mehre Mal auch bei Tage Sternschnuppen beobachtet worden, dieselben müssen also sehr stark leuchtend gewesen sein. Durch Vergleich des Winkels, unter welchem dieselbe Sternschnuppe von verschiedenen Beobachtern gesehen wird, kann man die Höhe derselben berechnen, und man hat Sternschnuppen beobachtet, welche kaum eine Meile über der Erdoberfläche schwebten, sowie andere, welche über 100 Meilen von ihr entfernt waren. Aus allen Beobachtungen aber hat sich ergeben, daß die Sternschnuppen nicht etwa, wie es wol den Schein hat, in der Entfernung der Fixsterne entstehen, etwa Abfälle von Fixsternen selbst sind. Man hat auch die Bahnen und die Geschwindigkeiten verschiedener Sternschnuppen berechnet, und in letzter Beziehung bemerkt, daß sich einige mit fast noch einmal so großer Geschwindigkeit bewegten als die Erde im Weltraum. In einzelnen Nächten hat man besonders viele Sternschnuppen beobachtet, besonders merkwürdig ist die nun ziemlich ausgemachte Thatsache, daß die mittlern Tage des Novembers (die Nächte nach dem 12. und 13.) jedes Jahres sich durch eine Menge von Sternschnuppen auszeichnen. Dabei hat man häufig, zuweilen auch in großer Menge, Feuerkugeln (s.d.) beobachtet. Da sich also das Phänomen alljährlich wiederholt, wenn sich die Erde in einer bestimmten Gegend ihrer Bahn befindet, so hat man geschlossen, daß die Sternschnuppen, wie die Feuerkugeln, sodaß diese sich nur durch die Größe und Consistenz ihrer Masse unterschieden, in dem Weltraume sich aufhalten und zwar in derjenigen Gegend in besonders großer Menge, in welcher sich die Erde Mitte Novembers befindet, daß sie aber, sobald sie der Erde nahe kommen, von dieser angezogen werden und so in die Atmosphäre der Erde eintreten. Bemerkenswerth ist noch, daß mehre Beobachter gesehen haben wollen, wie Sternschnuppen bis auf die Oberfläche der Erde niederfielen und hier als gallertartige Masse erschienen. Diese phosphorescirenden Schleimsubstanzen hat man jedoch für Excremente von Wasservögeln erklärt, welche aus unverdauten Froschtheilen bestehen sollen. Da aber auch die Feuerkugeln, wie jetzt ausgemacht ist, aus einem wirklichen Körper bestehen, keine bloße Lichterscheinung sind, so ist auch nicht unwahrscheinlich, daß die Sternschnuppen Masse enthalten, obschon dies von den meisten Naturforschern lange bezweifelt worden ist. Vielleicht bezeichnet man aber noch wesentlich verschiedenartige, nur in der Erscheinung ähnliche Meteore mit dem gleichen Namen der Sternschnuppen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 293.
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