[297] Sticken nennt man die Kunst, allerlei Zeichnungen auf verschiedene Zeuche mit Fäden und zwar mit Hülfe der Nadel aufzutragen. Je nach der Substanz des Fadens, je nachdem man sich nur eines einfarbigen oder verschiedenfarbiger Fäden bedient und auf diese Art Kunstwerke schafft, welche entweder mit Zeichnungen oder mit Gemälden Ähnlichkeit haben, unterscheidet man verschiedene Arten der Stickerei. Beim Weißsticken bedient man sich eines weißen Baumwollenfadens. Sehr beliebt sind in neuerer Zeit die Stickereien mit bunter Wolle und Seide geworden. Man stickt theils platt, wo die Fäden flach auf dem Grunde aufliegen, theils erhaben, wo Stückchen Pergament oder Pappe untergelegt werden. Zum Zeichnen der Wäsche pflegt man Buchstaben mit buntem Garn einzuflicken. Auch mit Gold, Silber, Chenille, Schnure, Flittern, Folie, Perlen, Schmelz u.s.w. wird gestickt. Besonders zarte Schattirungen lassen sich in Stickereien mit Menschenhaar ausführen. Die Kunst des Stickens ist sehr alt, das ganze gebildete Alterthum kannte sie. König Attalus von Pergamus, welcher 133 v. Chr. starb, soll die Goldstickerei erfunden haben. Die Griechen nannten die Minerva als Erfinderin der Stickkunst. Die Weißstickerei wird gegenwärtig fabrikmäßig betrieben.