Thümmel

[423] Thümmel (Moritz Aug. von), ein bekannter deutscher Schriftsteller, wurde 1738 zu Schönfeld bei Leipzig geboren, auf der Klosterschule zu Roßleben erzogen und studirte dann in Leipzig, wo er sich an Gellert, Weiße, Rabener und Kleist anschloß. Nachdem er 1761 als Kammerjunker in koburgsche Dienste getreten war, wurde er 1768 zum Geheimrath und Minister ernannt. Im J. 1783 zog er sich von allen öffentlichen Geschäften zurück und lebte nur noch der Poesie. Er hielt sich abwechselnd zu Gotha und auf dem Familiengute seiner Gemahlin zu Sonneborn auf. Mit seinem ältern Bruder hatte er 1775–77 eine Reise durch Frankreich und Itailen gemacht. Er starb zu Koburg 1817. T.'s Schriften zeichnen sich durch Leichtigkeit der Schreibart, hellen Verstand, Witz und Weltbildung aus und haben dadurch vielen Beifall gefunden, wenn ihnen auch Gedankentiefe und wahre Poesie abgehen. Seine »Wilhelmine«, ein prosaisch komisches Gedicht, war das erste Werk, welches er 1764 herausgab und in welchem er die Verheirathung eines pedantischen Dorfpredigers mit einem koketten Kammermädchen beschreibt. Sein wichtigstes Werk ist seine »Reise in die mittägigen Provinzen von Frankreich« (10 Bde., Lpz. 1791–1805), ein Roman, verflochten mit den Erinnerungen an seine erwähnte Reise nach Frankreich. Alle Vorzüge seines Geistes und seiner Darstellung entfalten sich in diesem Werke auf das glänzendste. Seine von ihm selbst gesammelten Werke erschienen zu Leipzig 1821 (6 Bde.; neue Auflage 1832).

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 423.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: