Theatiner

[400] Theatīner nennen sich die Glieder eines religiösen Ordens, der von einigen röm. Prälaten, unter ihnen der Bischof von Theate, Johann Peter Caraffa (nachmals Papst Paul IV.), 1524 gestiftet wurde. Der Zweck der Stiftung war, die verfallenen Sitten der Geistlichen und Mönche zu verbessern, den Fortschritten der Reformation entgegenzuwirken, die Seelsorge zu üben, Kranke zu pflegen, Verbrecher zur Richtstätte zu begleiten. Bei den frommen Dienstleistungen sollten die Glieder nicht vom Erwerb, noch vom Betteln, sondern von der göttlichen Vorsehung leben. Der Papst Clemens VII. bestätigte 1527 die neue Verbindung und nachdem aus ihrer Mitte Caraffa Papst geworden war, erhielten die Theatiner als Prediger, Missionare und Krankenwärter Reichthum und weitverbreitete Wirksamkeit. Ihre Hauptsitze wurden Venedig, Rom und Neapel und außer Italien fanden sie auch in Spanien, Östreich und Polen Eingang. Als Missionare waren sie in der Tatarei, Georgien und Circassien thätig; doch hat der geringe Erfolg ihrer Bemühungen sie die Missionsgeschäfte wieder aufgeben lassen. Ihre Ordenstracht ist schwarz, nach dem Schnitt der Jesuiten, von denen sie sich aber dadurch unterscheiden, daß sie Schuhe und weiße Strümpfe tragen. Dem Theatinerorden gehören auch Nonnen an, welche Theatinerninen von der unbefleckten Empfängniß U. L. Fr. heißen. Die Stifterin dieser Nonnencongregation war Ursula Benincasa, eine Neapolitanerin, geb. 1547, gest. 1618. Frühzeitig durch den Ruf eines frommen Lebens ausgezeichnet, hatte sie im gleichen Streben eine Anzahl Jungfrauen um sich versammelt, die sie zu Ehren der Jungfrau Maria zu einer Congregation vereinigte, deren Mitglieder, ohne die Ablegung eines feierlichen Gelübdes, sich freiwillig einem strengen Klosterleben widmen. Die Anzahl der Schwestern durfte nie größer als 66 sein, zu Ehren der h. Jungfrau, welche 66 Jahre alt geworden sein soll. Sie tragen ein schwarzes Kleid mit weiten Ärmeln und einen weißen Kopfschleier. Zum bessern Bestande der Congregation wurde dieselbe von Urban VIII. dem Orden der Theatiner zur Leitung übergeben, daher ihr Name. Ihren Sitz haben sie gegenwärtig in Neapel und Palermo. Neben diesen Nonnen gibt es auch Theatinerinnen von der unbefleckten Empfängniß der Maria von der Einsiedelei, die gleichfalls die Benincasa als ihre Stifterin verehren. Diese legen ein feierliches Gelübde ab und leben in strenger Abgeschlossenheit. Jede Novize muß, wenn sie aufgenommen sein will, das 20. Jahr überschritten und zwei Jahre als solche gelebt haben. An jedem Freitage in den Fasten und des Advents und außerdem an jedem 15. Tage züchtigen sich untereinander die Schwestern, bitten sich um Verzeihung etwaiger Vergehungen und küssen sich die Füße. Die Kleidung derselben ist ein weißer Rock, ein Scapulier, ein Mantel von blauer Farbe, ein Gürtel von schwarzem Leder, ein schwarzer Kopf- und Halsschleier.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 400.
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