Vielfrass

Vielfrass

[607] Vielfrass (der) ist ein blos in den nördl. Ländern von Europa und Asien heimisches Raubsäugthier von der Familie der Bären, wird gegen drei Fuß lang und so hoch wie ein Dachs, mit welchem er überhaupt in der Gestalt Ähnlichkeit hat.

Die Hauptfarbe seines Pelzes ist glänzendbraun und fällt an Kopf und Bauch ins Schwarze; auf dem Rücken hat er einen glänzendschwarzen, an der Kehle weiße Flecke und am Schwanze einen dichten Haarbüschel. Seines werthvollen Pelzwerks wegen fängt man dem Vielfraß in Fallen oder sucht ihn auf andere Art zu erlegen. Den Tag verbringt er meist in Felsenklüften, hohlen Bäumen, verlassenen Dachsbauen und ähnlichen Schlupfwinkeln und geht des Nachts seinem Raube nach, der in Hafen, Mäusen und Ratten, Vögeln, aber auch größern Thieren, z.B. Rennthieren besteht, denen er auf Bäumen auflauert, und wenn sie darunter weggehen, nach Art des Luchses auf den Rücken springt. Das Weibchen wirst im Mai ein bis zwei Junge, welche binnen einem Jahre ausgewachsen sind. Der Vielfraß ist zwar sehr wild und gefräßig, allein keineswegs in dem Grade, um seinen deutschen Namen zu rechtfertigen, welcher vielmehr nur durch Misverstand aus seinem schwed., Fiälfraß, d.i. Felsenbewohner, entstanden ist. Ebenso sind auch die ältern Erzählungen unbegründet, daß der Vielfraß, wenn er sich überfressen habe, sich Erleichterung zu verschaffen suche, indem er sich zwischen ein Paar dicht beisammen stehenden Bäumen hindurchdränge.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 607.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika