[658] Warzen werden kleine, ziemlich harte, schmerzlose Hautauswüchse genannt, welche mit breiter oder spitzer Grundfläche in der eigentlichen Haut wurzeln, gewöhnlich eine rauhe, schuppige oder gerissene Oberfläche, die Größe eines Hirsekornes bis zu der einer Erbse und darüber, meist eine dunkle Färbung haben und am häufigsten an den der Luft ausgesetzten Theilen des Körpers vorkommen. Die eigentlichen Ursachen ihrer Entstehung kennt man noch nicht mit Bestimmtheit, indeß scheint derselben weniger die krankhafte Veränderung einzelner Hautstellen als vielmehr eine allgemeine, ihrer Natur nach freilich noch unerforschte Erkrankung [658] der Säftemasse zum Grunde zu liegen. Unter den Ursachen, denen man ihre Entstehung hat beimessen wollen, scheinen Unreinlichkeit und der Genuß zäher, schlechter Speisen, so namentlich vielen alten Käses und alten Pökelfleisches, bei Kindern der häufige Genuß von Milchspeisen nicht mit Unrecht beschuldigt zu werden. Nach Einigen sollen blauäugige Kinder, welche Anlage zur englischen Krankheit besitzen, überhaupt aber junge Leute, welche an der Skrofelsucht gelitten haben oder noch leiden, vorzugsweise mit Warzen behaftet sein. Warzen sind im Allgemeinen, so lange sie nicht mishandelt werden, was besonders bei denen im Gesichte zu fürchten ist, kein Übel von großer Bedeutung und entstellen mehr als daß sie wirklich belästigen. Sie verschwinden oft von selbst oder nach Anwendung sympathetischer Curen oder weichen auch wol der ärztlichen Kunst, die vor Allem bei ihren Bestrebungen zu berücksichtigen hat, ob diese Hautauswüchse als ein rein örtliches Übel oder als Ausdruck eines Allgemeinleidens sich darstellen. Ist dies Letztere der Fall, so sind sie oft schwer zu beseitigen und ihre erzwungene Entfernung ist sogar nicht ohne Gefahr für die Gesundheit; die ärztliche Kunst wendet, je nachdem sie es geeignet findet, Ätzmittel, Unterbinden mittels eines gewichsten Seiden- oder Zwirnfadens, eines Pferdehaars oder Drahtes an. Das sicherste und zugleich das am schnellsten zum Ziele führende Heilverfahren bleibt aber wol das Abschneiden der Warzen mittels des Messers oder der Scheere. Die sogenannten sympathetischen Curen haben sich grade bei Vertreibung von Warzen einen gewissen Ruf erworben und sind auch nicht ohne Weiteres zu verwerfen, da es bekannt ist, wie viel mitunter der Glaube bei der Heilung von Krankheiten vermag. Curen der Art sind: das Bestreichen der Warzen mit dem Blute aus dem Kopfe eines frischgeschlachteten Aals und die stillschweigend bewerkstelligte Vergrabung dieses Kopfes, das Bestreichen der Warzen mit Gartenschnecken oder mit einem Stück gestohlenen Specks, das dann an einen der Sonne ausgesetzten Ort genagelt wird und sowie es verdorrt, auch das Verdorren der Warzen zur Folge haben soll; ferner das Bestreichen der Warzen mit einem Stücke rohen Fleisches bei abnehmendem Monde, nachherige Aufbewahrung dieses Fleisches an einem Orte, wo es der Fäulniß unterworfen ist und Vermeidung dieses Ortes von Seiten des mit Warzen Behafteten.