Weltgegenden

[693] Weltgegenden. Der Horizont eines jeden Ortes wird nicht blos wie jeder Kreis in 360 Grade, diese in Minuten u.s.w. eingetheilt, sondern auch nach dem Stande der Sonne in vier gleiche Theile geschieden. Nimmt man Mittags um 12 Uhr eine mit dem Gesichte der Sonnegerade zugewendete Stellung ein und denkt sich von ihr einen senkrecht auf den Horizont gezogenen Halbkreis, so wird dieser auf demselben vor uns den Süd- oder Mittagspunkt (s. Mittag), hinter uns den Nord- oder Mitternachtspunkt (s. Mitternacht) auf dem Horizonte bezeichnen. Rechts in der Mitte zwischen S. und N. liegt der Westpunkt oder Abend (s.d.), links ihm gegenüber der Ostpunkt oder Morgen. Diese vier sogenannten Cardinalpunkte heißen vorzugsweise die vier Welt-oder Himmelsgegenden, auch versteht man sie unter den vier Winden. Um indeß eine Richtung, welche zwischen jene vier Himmelsgegenden fällt, näher bestimmen zu können, was besonders für die Seefahrer nothwendig ist, hat man die zwischen ihnen liegenden Bogen halbirt, wodurch die vier Nebengegenden (SO.) Südost, (NO.) Nordost, (NW.) Nordwest, (SW.) Südwest, indem man abermals die Zwischenbogen halbirt, die acht andern (SSO.) Südsüdost, (OSO.) Ostsüdost, (ONO.) Ostnordost, (NNO.) Nordnordost, (NNW.) Nordnordwest, (WNW.) Westnordwest, (WSW.) Westsüdwest, (SSW.) Südsüdwest erhalten werden. Theilt man die Zwischenräume dieser 16 Himmelsgegenden von neuem, so entstehen 32, welche durch nochmalige Halbirung zuweilen auf 64 vermehrt werden. Verzeichnet man sie auf dem Umkreise einer Scheibe, so erhält man eine Windrose, wie sie sich am Compaß (s.d.) befindet.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 693.
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