Horizont

[415] Horĭzont (von einem griech. Worte, welches »begrenzen« bedeutet) oder Gesichtskreis heißt die scheinbare Grenze zwischen Himmel und Erde, welche sich dem Auge des Beobachters überall darbietet, wenn er auf einem mehr oder weniger freien Standpunkte über die Erdoberfläche rings umherschaut. Ist der Horizont frei, nicht beschränkt, d.h. ist die Aussicht des Beobachters nicht durch Erhebungen über die Erdoberfläche unterbrochen, so zeigt sich der Horizont stets als eine kreisförmige Linie. Einen derartigen freien Horizont erblickt man nur in weiten Ebenen und am vollkommensten auf der Oberfläche des Meeres. Die Gestalt dieses Horizonts ist ein Beweis für die Kugelgestalt der Erde, denn genauere Überlegung lehrt, daß man nur auf einem kugelförmigen Körper von jedem Punkte aus eine kreisförmige Fläche überschauen könne. Die Ebene, welche vom Horizont begrenzt wird, heißt die Ebene des Horizonts. Die Astronomen unterscheiden den eben beschriebenen scheinbaren Horizont von dem wahren, welcher letztere nicht wie jener eine wirklich sichtbare, sondern eine nur eingebildete Linie ist. Stellt man sich nämlich die Erde als eine Kugel vor, welche ringsum von der Himmelskugel so umgeben wird, daß beider Kugeln Mittelpunkte zusammenfallen; so heißt der wahre Horizont für einen Punkt der Erdoberfläche diejenige kreisförmige Linie, welche am Himmelsgewölbe durch eine Ebene bezeichnet wird, welche mit der Ebene des scheinbaren Horizonts für denselben Punkt der Erdoberfläche parallel ist, aber nicht durch jenen Punkt selbst, sondern durch den gemeinschaftlichen Mittelpunkt von Erd-und Himmelskugel gelegt ist. Der wahre und scheinbare Horizont stehen hiernach um die Länge des Erdhalbmessers voneinander ab. Sowie sich bei der scheinbaren Umdrehung des Himmelsgewölbes die Gestirne über den Horizont erheben, gehen dieselben auf, und wenn sie unter den Horizont sinken, so gehen sie unter.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 415.
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