Wittekind

[743] Wittekind, Herzog der Engern und Westfalen, war einer der hauptsächlichsten Anführer der heidnischen Sachsen [743] in ihren erbitterten Kriegen wider Karl den Großen, welcher ihnen mit dem Christenthume seine Herrschaft aufdringen wollte. Von 772 an erneuerten sich diese Kämpfe durch 30 Jahre, indem die vom Übergewicht der fränk. Heere mehrmals besiegten Sachsen sich nach kurzer Ruhe immer von neuem gegen die Fremdherrschaft auflehnten. Vergeblich foderte Karl 782 die Auslieferung W.'s und ließ der Weigerung wegen 4500 gefangene Sachsen enthaupten, gleichwol ward der verzweifelte Widerstand der Sachsen 783 gebrochen und es gelang nun Karl, W. und den andern sächs. Heerführer Albion durch große Versprechungen zur Unterwerfung und Annahme des Christenthums zu bewegen, worauf W. sich 785 zu Attigny in Champagne unter freiem Himmel vom Bischofe Bonifacius aus Mainz taufen ließ und Kaiser Karl selbst Pathenstelle dabei vertrat. W. erhielt seine Besitzungen zurück und scheint an den fernern Kriegen der Sachsen gegen die Franken nicht mehr Theil genommen, sondern in Engern und Westfalen, besonders auf seiner Burg Minden an der Weser ruhig verweilt zu haben. Endlich soll er 807 in einer Schlacht wider den schwäb. Herzog Geroald geblieben und anfangs in Paderborn, dann in Engern beigesetzt worden sein, wo ihm Kaiser Karl IV. das in der dortigen Pfarrkirche befindliche Denkmal bei Erneuerung seiner Grabstätte soll haben errichten lassen. Seine Gebeine waren nach Herford gebracht worden, von wo man sie 1822 nach Engern zurückversetzt hat. Auf der Stätte der vormaligen Wittekindsburg bei Minden hat die westfäl. Gesellschaft für vaterländische Cultur 1819 eine Spitzsäule als Denkmal errichten lassen. Wie man früher die meisten angesehenen deutschen Fürstenhäuser von W. abstammen zu lassen suchte, so ward er auch insbesondere zum Ahnherrn der Grafen von Wettin und also des ganzen sächs. Hauses gemacht, ohne daß ein geschichtlicher Beweis dafür vorliegt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 743-744.
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