Zrinyi

[813] Zrinyi oder Zrini (Niklas, Graf von), der aus den Türkenkriegen und als Vertheidiger von Szigeth berühmte ungar. Feldherr, geb. 1518, stammte von den durch tapfere Thaten und hohe Stellen von jeher ausgezeichneten Grafen von Brebir, welche sich seit 1347 nach dem Schlosse Zrin (Serinvar) nannten. Als elfjähriger Knabe verdiente sich Z. 1529 bei der Belagerung von Wien schon ein Streitroß und eine goldene Gnadenkette von Kaiser Karl V.; später leistete er gegen Johann Zapolya von Siebenbürgen und die mit demselben verbündeten Osmanen die wichtigsten Dienste. Z. befand sich vorzüglich oft an der Spitze der ungar. Reiterei, vervollkommnete die Ausbildung derselben und verstand es vor Allem durch sein Beispiel und sein Verhalten gegen die Untergebenen diese zu den kühnsten Unternehmungen zu begeistern. Die Türken singen frühzeitig an, seinen Namen zu fürchten und schon die Nachricht von seiner Ankunft trug 1542 zur Entscheidung des Treffens bei Pesth wesentlich bei. Von 1542–57 war Z. Ban von Kroatien und Slawonien, wo er die Türken mit Erfolg abwehrte, nahm 1556 am Entsatz des von 25,000 Türken belagerten Szigeth Theil und schlug 1562 den Pascha von Ofen (indem Ungarn meist ein osman. Paschalik war) bei Monoszlo an der Drau. Den Berathungen für den vom Kaiser Maximilian II. im J. 1566 beabsichtigten Feldzug wohnte Z. in Wien bei, übernahm dann die Vertheidigung von Szigeth, eines damals festen Platzes in der ungar. Gespanschaft Schümegh, in dessen Nähe er schon im Mai ein osman. Streifcorps schlug und den auf dem Marsche nach Fünfkirchen begriffenen neuen Pascha von Ofen zu Ende Juni so glücklich überfiel, daß der Pascha selbst blieb. Der Sultan Soliman gerieth darüber so in Wuth, daß er sich mit Abänderung seines ganzen Planes anstatt gegen Erlau, zunächst mit der ganzen Macht wider Szigeth wendete, vor welchem er selbst am 6. Aug. ankam. Der nur von 3000 Ungarn vertheidigte Platz hielt sich dennoch fünf Wochen gegen 200,000 Belagerer, denen Z. ihn nur mit dem letzten Athemzuge zu überlassen geschworen hatte. Die am südlichsten gelegene Neustadt mußte schon am 9. Aug. vor der andringenden Übermacht verlassen und niedergebrannt werden. Am 19. Aug. stürmten die Janitscharen die Altstadt und Z. war mit dem übriggebliebenen 800 M. auf das in einem künstlichem See gelegene Schloß beschränkt. Schon am 20. Aug. ward es von allen Seiten beschossen und bald gelang es auch den Belagerern, das Wasser aus dem See abzuleiten und auf angelegten Dämmen sich den Mauern zu nähern. Vergebens wurden Z. glänzende Vortheile geboten und ihm mit dem Tode seines einzigen, in türk. Gefangenschaft befindlichen Sohnes Georg gedroht, er war nicht zur Übergabe des Rauchnestes zu bewegen, wie Sultan Soliman Szigeth nannte, auf das am 26. Aug. der erste Sturm unternommen wurde, wobei die Janitscharen zwei Fahnen verloren. Auch am 29. Aug. war der von Soliman selbst befohlene Sturm vergeblich und erst nach dem in der Nacht zum 5. Sept. erfolgten Tode des Sultans gelang es den Osmanen, sich im äußern, übrigens völlig niedergebrannten Schlosse zu behaupten. Als aber nun am 7. Sept. auch das innere Schloß in Brand geschossen wurde, war es nicht mehr zu halten. Z. versammelte seine Krieger und ohne Panzer und Helm, und nachdem er den Thorschlüssel und 100 Dukaten in sein Kleid hatte einnähen lassen, führte er sie aus der Veste zum ruhmvollen Tode. Z. fiel von drei Kugeln getroffen schon auf der Brücke und von seinen 600 Mitstreitern kamen nur vier mit dem Leben davon. Den eingedrungenen Feinden verursachte noch das Auffliegen des Pulverthurms großen Schaden und im Ganzen hatten sie mehr als 20,000 M. vor Szigeth verloren. Der Janitscharenaga ließ Z. s Haupt abschlagen und vor des Sultans Zelt aufstecken, nachher aber schickte es der Großvezier an den kais. Befehlshaber nach Raab und später wurde es in Tschakathurn im Helenenkloster bei seiner ersten Gemahlin beigesetzt. Z. war ein schöner und stattlicher Mann, hatte von zwei Gemahlinnen sieben Töchter und einen Sohn, mit dessen Nachkommenschaft 1703 das Geschlecht der Z. ausstarb. Der Heldentod Z.'s ist zu einem deutschen Trauerspiel von Theodor Körner und zu einem erst 1834 erschienenen holländischen vom Marquis de Thouars benutzt worden.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 813.
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