Petroleum

[387] Petrolĕum, Erdöl, Steinöl, Bergöl, Naphtha, dünn-bis dickflüssige, wasserhelle oder gelbe bis braune Substanz, Gemisch von Kohlenwasserstoffen; Welthandelsartikel seit Erbohrung des ersten (nordamerik.) Ölbrunnens durch Drake 1859. Findet sich in Gesteinen verschiedener geolog. Formationen in feinen Tröpfchen eingesprengt, sammelt sich in Hohlräumen an, steht unter starkem Druck durch beigemengtes komprimiertes Naturgas (s.d.); kommt vor am Kaspischen Meere auf der Halbinsel Apscheron bei Baku, bei Rangun in Hinterindien (Rangunöl), in Nordamerika (Pennsylvanien, Ohio, Neuyork, Kalifornien etc.), in Deutschland verhältnismäßig wenig (Ölheim in der Lüneburger Heide, Pechelbronn im Elsaß, am Tegernsee). P. ist wahrscheinlich ein Destillationsprodukt des Fettes von Seetieren. Das Roh-P. wird in Raffinerien durch Behandlung mit Schwefelsäure und Natron und Destillation gereinigt und getrennt in: Leichtöle (ca. 15 Proz.), Brennöle (ca. 55 Proz., bei kaukasischem Öl ca. 30 Proz.) und Schweröle (ca. 20 Proz., bei kaukasischem 55 Proz.); der Rückstand ist eine pechartige Masse. Die Leichtöle werden getrennt in: Rhigolen, siedet bei 30-40°, Anästhesierungsmittel, Petroleumäther (Keroselen, Auroraöl, Petrolin), siedet bei 40-70°, spez. Gewicht 0,64, vortreffliches Lösungsmittel für organische Substanzen, auch als lokales Anästhetikum benutzt, Gasolin (Benzin, Kanadol), siedet bei 70-80°, spez. Gewicht 0,67, als Lösungsmittel statt Benzol, als Leuchtmaterial und mediz. verwendet, Petroleumnaphtha (Ligroin), siedet bei 80-120°, Fleckwasser, Extraktionsmittel, Leuchtmittel, zur Darstellung von Linoleum, Firnis, Putzöl (Petroleumsprit), siedet bei 120-150°, spez. Gewicht 0,74, zum Putzen von Maschinenteilen, Lettern, zum Verdünnen von Firnis, Leuchtöl (raffiniertes P., Kaiseröl, Astralöl), soll zwischen 150 und 300° sieden, spez. Gewicht ca. 0,8. Die höher siedenden Anteile sind dickflüssig, gelb bis schwarzbraun gefärbt, werden auf Paraffinöl (Schmieröl) verarbeitet, zur Ölgasfabrikation benutzt oder durch sog. destruktive Destillation unter starker Überhitzung in niedriger siedende Öle und Koks umgewandelt; die beträchtlichen hochsiedenden Bestandteile (Masut) des kaukasischen P. dienen meist zur Heizung. Leucht-P. darf unter 21° C. keine brennbaren Gase entwickeln (Bestimmung im Abelschen Apparat), gutes tut es erst gegen 50° C. Es muß [387] leichtflüssig und farblos sein; beim Lagern färbt es sich durch Oxydation gelb. P. dient als Leuchtstoff, zum Kochen, zum Betrieb von Motoren, zur Vertilgung von Schwamm und Ungeziefer; die Rückstände der Destillation zur Darstellung von Paraffin, Paraffinöl, Schmieröl und Vaselin oder als Heizstoff für Lokomotiv –, Schiffs- und Fabrikkessel. Produktion 1889: 7.830.788, 1903: 25.640.177 t, davon 13,2 Mill. t in Amerika, 9,9 in Rußland, 859.840 t in Ostindien, 727.971 in Galizien, 384.303 in Rumänien. Der amerik. Markt wird beherrscht von der Standard-Oil-Company (Rockefeller), der russ. von der Société commerciale et industrielle de naphte caspienne de Bacou (Gebr. Nobel). – Vgl. Nöldeke (1883), Veith (1892), Burgmann (2. Aufl. 1897), Perret (franz., 1901), Schneider (1902).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 387-388.
Lizenz:
Faksimiles:
387 | 388
Kategorien: