Ostindien

Asien. I. (Karten)
Asien. I. (Karten)
Asiatische Tierwelt 1. Schraubenhornziege. 2. Argali. 3. Thar. 4. Saigaantilope. 5. Kropfantilope. 6. Wildes Pferd (Equus Przevalskii). 7. Königshuhn. 8. Sibirischer Steinbock. 9. Moschustier. 10. Gemeines Flughörnchen. 11. Lippenbär. 12. Katzenbär. 13. Bärenmarder. 14. Dschiggetai. 15. Satyrhuhn. 16. Yak. 17. Irbis. 18. Alpenwolf. 19. Steppenhuhn. 20. Wildes Kamel. 21. Pferdespringer. 22. Tibetanischer Affe. 23. Indisches Nashorn. 24. Indischer Elefant. 25. Königstiger. 26. Asiatischer Gepard. 27. Nilgau. 28. Tigerschlange. 29. Malaienbär. 30. Riesensalamander.
Asiatische Tierwelt 1. Schraubenhornziege. 2. Argali. 3. Thar. 4. Saigaantilope. 5. Kropfantilope. 6. Wildes Pferd (Equus Przevalskii). 7. Königshuhn. 8. ...
Bevölkerung. II. (Karten) Volksdichte auf der Erde. Verbreitung der Menschenrassen nach C. H. Stratz. Verbreitung der Menschenrassen u. Sprachen nach F. Müller u. O. Peschel. Verbreitung der Religionen auf der Erde.
Bevölkerung. II. (Karten) Volksdichte auf der Erde. Verbreitung der Menschenrassen nach C. H. Stratz. Verbreitung der Menschenrassen u. Sprachen nach F. Müller ...

[329] Ostindien, im weitern Sinne Name für Vorderindien, Hinterindien und den Ind. (Malaiischen) Archipel; im engern Sinne nur Vorderindien oder Indien diesseit des Ganges. [Karte: Asien I.]

I. Vorderindien, im N. vom Himalaja, im NW. vom Indus, im SO. vom Bengal. Meerbusen, im SW. vom Arab. Meer begrenzt, physikalisch ca. 3,6 Mill. qkm, (1901) 288 Mill. E.; zerfällt in das Himalajavorland Hindustan und in die Dekhanhalbinsel. Hindustan, etwa 1,9 Mill. qkm groß, größtenteils Tiefland, besteht aus dem Stromgebiet des Ganges und der östl. Hälfte des Indusgebietes; in der Gangesebene fruchtbar, am Indus mit Ausnahme des Pandschab meist sandig. Dekhan, mit Ceylon etwa 1,7 qkm, Hochland, im N. vom Windhjagebirge begrenzt; das Hochland Mittelindien (im O. Bundelkhand, in der Mitte Malwa, im W. Mewar genannt) 5-800 m hoch; am westl. und süöstl. Rande des Dekhan die West-und Ostghats (s. Ghat), verbunden durch die Nilgiri (s.d.); im S. des Gap, d.i. der Vertiefung des Palghattals, die Anamalliberge, 1200-2700 m hoch, bis zum Kap Komorin; Flüsse, meist von NW. nach SO. fließend: Mahanadi, Godawari, Kistna oder Krischna, Kaweri; von O. nach W. Narbada und Tapti. Klima im S. durch die Monsune und die Wasserscheide der Westghats bedingt, so daß Malabar und Koromandel entgegengesetzte Regenzeiten haben. Jahresmittel in Kalkutta 25,4°, kältester Monat 18,4°, wärmster 29,5° C. Vegetation arm in den Indusebenen, sehr reich in Bengalen (Zitrone, Gummibaum, Zuckerrohr, Zimt, Banane, Pfeffer, Ingwer, Palmen); auch in den höhern Gegenden gedeihen noch Kaffee, Baumwolle und die europ. Getreidearten. Eigentümliche Tierwelt; im W. Wüstenfauna; in dem an Wald und Dschungeln reichen Gangesgebeite Affen, Tiger, Wildschweine, Elefanten, Vögel, Schlangen, Krokodile, Haifische [Tafel: Asiatische Tierwelt]; im S. halb malaiische Fauna. – Politisch gehört Vorderindien zumeist den Briten, kleinere Gebiete den Franzosen und Portugiesen [s. Beilage: Asien]. Das brit. Gebiet, Brit.-Ostindien (Brit.-Indien, Ind. Kaiserreich, Angloind. oder Indobrit. Reich), erstreckt sich weit Vorderindien hinaus (4.809.100 qkm, 1901: 295.213.000 E.), während Ceylon mit den Malediven eine Kronkolonie ist.

Bevölkerung [Karte: Bevölkerung II.] Neben den eigentlichen Hindu oder arischen Indern (1901: 219.780.650), den Drawida und Kolariern (59.693.799 [56.514.524 und 3.179.275]) und Tibetern (Tibeto-Birmanen, 9.560.454) (s. Inder und Indische Sprachen) die Nachkommen der mohammed. Eroberer, teils mongol., teils pers.-türk. Ursprungs, die mohammed. Afghanen (Rohilla), Araber an der Küste Malabar etc., Parsen, Juden (weiße, eingewanderte, an der Küste Malabar, und schwarze, von Eingeborenen abstammende). Der Religion nach sind in Brit.-Ostindien (1901) ca. 207,1 Mill. Hindu, 62,5 Mill. Mohammedaner, 9,5 Mill. Buddhisten, 8,6 Mill. Anhänger von Naturreligionen, 2,9 Mill. Christen, 2,2 Mill. Sikh, 1,3 Mill. Dschain, 94.000 Parsen, 92.000 Arjasomasch, 18.000 Juden, 4000 Brahmosomadsch u.a. 29 Städte mit über 100.000 E.

Erwerbszweige: vor allem Ackerbau (196 Mill. Menschen); wichtigste Anbaupflanzen Reis, Weizen u.a. Getreidearten [s. auch Beilage: Getreide], Baumwolle, Ölsaat, Zuckerrohr, Jute, Indigo, Tee, Kaffee; wertvoll für die Landwirtschaft sind die künstlichen Bewässerungsanlagen (Gangeskanal, Sirhindkanal, Kaweri, Kistna, Godawari); trotzdem häufig furchtbare Hungersnöte; Viehzucht, bes. Schaf-und Rinderzucht; Bergbau weniger bedeutend; großer Diamantenreichtum. Industrie sehr heruntergekommen, blühend noch die Teppich- und Seidenmanufaktur; Jute-, Baumwollindustrie (4,9 Mill. Spindeln), Indigofabriken, Zuckersiedereien, Rum- und Arrakbrennereien, Ölbereitung, Waffen, Juwelierarbeiten, Diamantschleifereien etc. Handel wird im Innern durch die Kaste der Banja betrieben, mit den Nachbarvölkern Karawanenhandel; Seehandel überwiegend in den Händen der Briten; weiteres s. Beilage: Asien. Schiffsverkehr im Außenhandel (Eingang) 1903/4: 4863 Schiffe mit 6,3 Mill. Registertons. Öffentliche Straßen 245.000 km; Eisenbahnen (1904) 44.361 km [s. auch Beilage: Eisenbahnen]: Telegraphenlinien: 96.063 km.

An der Spitze der Verwaltung steht ein Generalgouverneur (Vizekönig); ihm zur Seite ein ausführender, von der Krone ernannter, und ein gesetzgebender, vom Vizekönig und dem ausführenden Rate ernannter Rat; vom Vizekönig genehmigte Gesetze kann der engl. Staatssekretär für Indien wieder aufheben. Einteilung in 13, bez. 14 Provinzen, unter Governors, bez. Lieutenant Governors, bez. Chief Commissionars, zerfallen in Divisionen oder Commissionarships etc. Daneben Vasallenstaaten (Feudatory oder Native States) unter (ca. 500) eingeborenen Fürsten, deren einige nur die engl. Oberhoheit anerkennen, andere ihre Verwaltung engl. Einflüssen unterordnen, die meisten Tribut zahlen und Truppenkontingente stellen; im Falle der Mißregierung kann das Obergericht die Absetzung aussprechen; jetzt ist die brit. Regierung bestrebt, die ind. Fürsten durch Anerkennung ihres Fortbestehens für sich zu gewinnen. Sie sind teils der Kontrolle der einzelnen Provinzialregierungen unterstellt und werden daher zu ihnen gerechnet, teils dem Vizekönig bez. seinen Agenten unterstellt, werden daher als selbständige Provinzen (6) betrachtet. In den Städten Selbstverwaltung mit Heranziehung der Eingeborenen. Budget 1904/5 (Ausgaben) 1208,2 Mill. Rupien (davon durch Zuschuß der Provinzen 19.752.000 Rupien gedeckt).

Heerwesen. Das Heer ist in 3 Kommandos (8 Divisionen) und 2 selbständige Divisionen in Sikanderabad und Birma eingeteilt. Die Infanterie zählt 51 brit. Bataillone (je 1030 Köpfe) und 137 eingeborene Regimenter (1900), die Kavallerie 9 (620) bez. 40 (630), die brit. Artillerie 11 reitende, 45 Fuß-, 8 Gebirgs-, 28 Festungsbatterien, die eingeborene 10 Gebirgs-, 1 Festungsbatterie. Dazu kommen noch zahlreiche Sonderkorps. Gesamtstärke 221.708 Köpfe, darunter 146.700 eingeborene Truppen.

Unterrichtswesen. Erst 22,6 Proz. der Knaben und 2,6 Proz. der Mädchen im Schulalter haben Unterricht. Die 5 Universitäten (Kalkutta, Bombay, Madras, Allahabad, die Pandschab-Universität in Lahaur) nur Prüfungsbehörden; ihnen affiliiert ca. 170 Colleges.

II. Hinterindien (s.d.).

Geschichte [s. auch Beilagen: Entdeckungsreisen und Kolonien]. Das älteste Ereignis der ind. Geschichte ist die Einwanderung indogerman. Stämme (Arier, s. Inder) von NW. her in Vorderindien (wohl im 5. Jahrtausend v. Chr.). Sie unterwarfen allmählich die Ureinwohner und waren in frühester Zeit in viele einzelne Staaten unter Radschas (Könige) und Maharadschas (Oberkönige) geteilt. Diese Zeit ist historisch ganz dunkel. Buddhas Tod (gegen 480 v. Chr.) ist der erste einigermaßen feste Punkt der ind. Chronologie. Seit Alexanders d. Gr. Zug nach Indien (326 v. Chr.) traten sie mit den Griechen in Verbindung, die seitdem ununterbrochen fortdauerte. Nach Alexanders d. Gr. Tode herrschte Sandrokottus (ind. Tschandragputa) über das Land vom Indus bis zum Ganges. Sein Enkel Açoka schloß 256 v. Chr. mit Antiochus Theos einen Vertrag. Im 1. und 2. Jahrh. n. Chr. herrschten die Çakas oder Indoskythen über Nordindien. Die einheimischen Reiche wurden seit dem 11. Jahrh. durch mohammed. Eroberer (s. Gasnawiden, Timur) unterjocht; 1526 gründete Babar das Reich des Großmoguls (s.d.) zu Dehli. Unterdessen hatten die Portugiesen den Seeweg nach Indien 1498 entdeckt und unter Almeida und Albuquerque bedeutende Besitzungen erworben, die sie fast 100 J. und damit zugleich den ostind. Handel ausschließlich behaupteten, bis Anfang des 17. Jahrh. die Holländer und Engländer (Gründung der Ostind. Kompanie) an ihre Stelle traten. Auch die Franzosen gewannen Besitzungen in O., verloren dieselben aber 1763 fast alle. Nach dem Zerfall des Reichs des Großmoguls begründeten die Engländer durch Clives Sieg bei Plassy 23. Juni 1757 ihre Herrschaft in Bengalen, erstürmten 4. Mai [329] 1799 unter Wellesley Seringapatam, wodurch sie Mysore erwarben, unterwarfen 1818-43 die Maharatten, eroberten 1824-26 Assam, Aracan und Tenasserim, führten 1838-42 Krieg mit Afghanistan und verleibten 1849 den Staat der Sikhs ihrem Reich ein. Nachdem sie 1852 Pegu, 1854 Nagpur und 1855 Jandschur erworben, drohte ein allgemeiner Aufstand, 10. Mai 1857 zu Mirat ausgebrochen, die engl. Herrschaft zu vernichten. Nachdem jedoch 20. Sept. 1857 Dehli, 19. März 1858 Lakhnau, 19. Juni Gwaliar genommen, erklärte der Obergeneral Campbell 1. Febr. 1859 den Kampf für beendet, dessen Folge die Aufhebung der Ostind. Kompanie und die Übertragung der Herrschaft über O. an die Krone Englands 1. Nov. 1858 war. 1. Jan. 1877 wurde die engl. Königin Viktoria zu Dehli zur Kaiserin von Indien proklamiert. Ein 1878 ausgebrochener Krieg Englands mit Afghanistan brachte durch den Frieden von Gundamac 26. Mai 1879 den Khaiberpaß in brit. Besitz. Ein Konflikt mit König Thibo von Birma veranlaßte 1885 das Einrücken brit.-ind. Truppen unter Prendergast in Oberbirma und die Eroberung des Landes, das 1886 dem Indobrit. Reich einverleibt wurde. 1891 unternahm der Vizekönig Lord Landsdowne einen Zug gegen den Schutzstaat Manipur, 1892 bemächtigten sich die Engländer des südl. vom Hindukusch gelegenen Chanats Tschitral. Auf Lord Landsdowne folgte 1893 Lord Elgin als Vizekönig, unter dem die Engländer harte Kämpfe mit den kriegerischen Bergvölkern der Afridi und Orakzai an der ind.-afghan. Grenze zu bestehen hatten. Sein Nachfolger war 1898 George Curzon, dem 1905 Graf Minto folgte. O. litt bes. in der letzten Zeit unter dem Fallen des Silberpreises, so daß 1893 die freie Silberprägung sistiert wurde, unter Hungersnot und Seuchen.

Literatur. H., A. und R. von Schlagintweit, »Results of a scientific mission to India etc.« (4 Bde. u. Atlas, 1860-66); Schlagintweit-Sakünlünski, »Reisen« (3 Bde., 1869-72), Werner (1884), Mantegazza (2 Bde., deutsch 1885); Hunter, »The Imperial Gazetteer of India« (14 Bde., 2. Aufl. 1885-87; bes. Bd. 6: »The Indian Empire«, 2. Aufl. 1893); Oldham (engl., 2. Aufl. 1893), Hopkins (engl., 1902), Dutt (engl., 1902), Tozer (engl., 1902); Hübbe-Schleiden (1898); alte Geschichte von Lassen (4 Bde., 1844-62; 2. Aufl., Bd. 1 u. 2, 1867-73); Gesamtgeschichte von Wheeler (Bd. 1-4, 1867-81), Keene (engl., 2 Bde., 1893); die des Indobrit. Reichs von Hunter (Bd. 1 u. 2, 1899-1901), Trotter (unter Königin Viktoria; engl., 2 Bde., 1887).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 329-330.
Lizenz:
Faksimiles:
329 | 330
Kategorien:

Buchempfehlung

Ebner-Eschenbach, Marie von

Unsühnbar

Unsühnbar

Der 1890 erschienene Roman erzählt die Geschichte der Maria Wolfsberg, deren Vater sie nötigt, einen anderen Mann als den, den sie liebt, zu heiraten. Liebe, Schuld und Wahrheit in Wien gegen Ende des 19. Jahrhunderts.

140 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon