Statistik

[755] Statistik (vom neulat. und ital. statista, Staatsmann, Politiker), ursprünglich s.v.w. Staatenkunde, d.h. systematische Darstellung der Verfassung, Organisation, Bevölkerungsverhältnisse etc., der Staaten; daneben die Methode, der zahlenmäßigen Erhebung und Untersuchung von Massenerscheinungen auf dem Gebiete des staatlichen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens, sowie die darauf gegründete Wissenschaft, welche diese Erscheinungen auf gewisse Gesetze (Quételets Gesetze der großen Zahl) zurückführt. Nach dem gegenwärtigen Sprachgebrauch ist S. jede Auskunft über Zustände oder Vorgänge, die auf als gleichartig gezählten und zu Gruppen vereinigten Einzelfällen beruht, im engern Sinne »die Anwendung dieser Darstellungs- und Untersuchungsmethode auf den in Staat und Gesellschaft lebenden Menschen«. Man unterscheidet Bevölkerungs-, Moral-, Kriminal-, Medizinal-, Handels-, Gewerbe-, Post-, Eisenbahn-, Ackerbau-, Bergbau-, Forst-S. etc. Statistiker, Gelehrte, die sich mit S. beschäftigen; die bekanntesten in Deutschland: Süßmilch, L. Moser, Ph. Fischer, Heym, Krug, J. G. Hoffmann, von Reden, Dieterici, Wittstein, Zeuner, Knapp, Lexis, Ernst Engel, Rümelin, Viktor Böhmert, Alexander von Öttingen, Bertillon, Westergaard, Block, Neumann-Spallart, Inama-Sternegg, Bodio, F. B. von Hermann, Quételet, B. Hildebrand, Wappäus, von Czoernig, Böckh, von Mayr u.a. Die amtliche S. besorgen die Statist. Bureaus und Statist. Ämter (für das Deutsche Reich das Kaiserl. Statist. Amt in Berlin), zur Ausbildung von Statistikern wurde 1862 in Berlin ein Statist. Seminar errichtet. Internationale Statist. Kongresse zur Herbeiführung einer Einheitlichkeit in den Erhebungen fanden 1853-76 alle 2-3 Jahre statt, ein internationales Statistisches Institut wurde 1885 in London gegründet. – Vgl. von Mayr (1877; 1895-98), Block (1879), Kolb (1879; 1883), Wappäus (1881), Haushofer (1882), John (1884), Meitzen (1886), Hasse (1888), Westergaard (1890), Reichesberg (1893), Conrad (1902).

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 755.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: